Eisregen - Blutbahnen

Review

Eines mal vorweg: Die Texte von EISREGEN können anno 2007 wahrscheinlich nur noch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien schocken. Die Jugendlichen von heute haben eh verstanden, dass es sich wegen Gewaltspielen und SLIPKNOT am besten Amoklaufen lässt. Und diejenigen, die EISREGEN Gewaltverherrlichung oder Frauenhass vorwerfen, brauchen wohl Ironie mit Untertiteln. Leute schaut euch mal die Tagesschau an!

„Blutbahnen“ heißt das sechste Studioalbum der grobschlächtigen Thüringer und bietet wieder die gewohnt derben Texte mit morbidem Humor. Im Osten nichts Neues sozusagen. Und doch hinterlässt der Weggang von Violonistin Theresa „2T“ Trenks eine klaffende eiternde Wunde. Weder das Keyboard noch die Gitarre schaffen es, die Lücke auszufüllen. Die ehemals markant vordergründigen, teils verspielten Melodien fehlen der Platte fast gänzlich. Die Ersatzvioline versucht zwar einiges zu kitten, es gelingt ihr jedoch nur begrenzt.

Dieser Umstand zwingt den Zuhörer geradezu größeres Augenmerk auf die Texte zu legen. Lyrisch bewegen sich die Thüringer in dem Rahmen, den sie sich seit eh und je abgesteckt haben. Es reicht vom von einem Soldaten, der seinem hungrigen Kameraden in einer kalten Winternacht als Proviant dient („Eisenkreuzkrieger“) bis hin zu dem minutiös nachempfundenen Amoklauf von Robert Steinhäuser in einer Erfurter Schule („17 Kerzen Am Dom“). Außerdem wurde versucht textlich eine Brücke zu eigenen akustischen Glanzleistungen in Vergangenheit zu schlagen („Zurück in die Kolonie“).

Was man dem Album auf jeden Fall attestieren muss, ist ihre Sperrigkeit. Sie geht schwer ins Ohr und wie es scheint braucht man ewig, um sie sich schönzuhören. Aus eigener Erfahrung würde ich von mindestens drei Wochen ausgehen. Liebe auf den ersten Hör ist es also nicht! Doch wenn die Songs erst mal sitzen, entwickelt sich auch hier eine Art Hörgenuss. Nach einiger Zeit kristalisieren sich auch die Ohrwürmer heraus. Neben dem, meiner Meinung nach, stärksten Song der Platte „Schlachthaus-Blues“ müssen auch “ Schneuz den Kasper“ und „Ein Hauch von Räude“ lobend hervorgehoben werden.

Fazit: „Blutbahnen“ ist auf jeden Fall eine Bereicherung jeder EISREGEN-Sammlung und jeder Fan kann sich auf das Album freuen. Nichtkenner sollten jedoch ihre Finger von diesem Album lassen. Auf den ersten Blick ist es einfach zu sperrig, zu beliebig und weist zu viel Durchschnittware auf. Man muss sich das Album tatsächlich schön hören, deshalb sechs sehr starke Punkte von mir. Die Punktezahl lässt sich jedoch durch exzessives Hören steigern!

06.05.2007
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