Nach mehr als einem Jahrzehnt der Inaktivität meldeten sich EIGHTEEN VISIONS Anfang Juni 2017 dann doch recht plötzlich mit einem neuen Album zurück. Mit „XVIII“ folgt zumindest namentlich quasi selbstbetitelt auf selbstbetitelt. Ganz so, als wollte man die bandeigene Essenz neu definieren oder ihr zumindest ein zeitgemäßes Update verpassen. Viele der frühen Nachahmer von EIGHTEEN VISIONS sind mittlerweile selbst wieder in die ewigen Jagdgründe des modernen Metals eingegangen, doch hier steht er nun, ein reanimierter Geist der Vergangenheit, der noch einmal Trends setzen möchte. Über die Beweggründe der Reunion sollen an dieser Stelle keine (möglicherweise vorverurteilenden) Mutmaßungen angestellt werden. Aber welchen Beitrag kann dieser Sound, einst Blaupause für etwaige Core- und Nu-Metal-Spielarten, nun 2017 noch leisten?
EIGHTEEN VISIONS reißen vieles nur halbherzig an
Um die Antwort kurz und schmerzlos zu halten: keinen sonderlich wertvollen. Nach dem ganz bewusst hart gehaltenen Opening-Statement „Crucified“ bekommt man sehr schnell den Eindruck, dass EIGHTEEN VISIONS vor allem vieles halbherzig anreißen, was andere mittlerweile längst zu Genüge perfektioniert haben. In „The Disease, The Decline, And Wasted Time“ sind das DEFTONES-Groove, eine melodische PAIN-Hook und ein generisches Deathcore-Breakdown zum Abschluss. „Live Again“ sitzt hingegen gemütlich zwischen den Stühlen von MARILYN MANSON und dem letzten (selbst schon nicht besonders erhellenden) COAL-CHAMBER-Album „Rivals„.
Einen Hauch von Frische erhält das neue Material durch die variable Stimme von James Hart. Vor allem seine hohen, vom Hardcore beeinflussten Screams stellen einen angenehmen Kontrast zur fetten und basslastigen Produktion von „XVIII“ dar. Auch ansonsten versucht er zumindest, mal mehr und mal weniger erfolgreich zwischen verschiedenen Gesangsstilen zu wechseln. Auch die exzessiv eingesetzten Film-Skits versprühen irgendwo noch so eine Art angenehmen Retro-Charme. Die immer wieder durchblitzenden Anlehnungen an Glam und Hard Rock der 80er Jahre („Picture Perfect“) hätten zudem sicherlich das Potential gehabt, „XVIII“ zusammen mit einem luftigeren Sound zu etwas mehr Charakter zu verhelfen. So weit gehen EIGHTEEN VISIONS jedoch nicht.
Zu viele lose Enden, zu viel Anbiederung
Insgesamt bieten 18V (AVENGED SEVENFOLD – A7X – anyone?) hier aber nicht genug, um den Erwartungen, denen sich die Band als ehemals wichtiger Soundpionier stellen muss, gerecht zu werden. „XVIII“ kann, ohne ein kompletter Totalausfall zu sein, durch zu viele lose Enden, zu viel Anbiederung und zu wenig Mut nur als Enttäuschung gewertet werden.
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