Bei einem Bandnamen der Marke EIGENSINN denkt man irgendwie gleich an die neueste Wiederauferstehung einer Neuen Deutschen Härte-Gruppierung, die uns einsilbige Reime um die Ohren pfeffern. In diesem Falle muss ich aber gleich vorweg zugeben, dass man dabei falsch liegt. Zwar bieten die Jungs und das Mädel der deutschen Combo auch deutsch-sprachige Rock-Tracks mit teilweise abgehackten Texten und sogar ab und an einem rollenden „R“, doch so richtig lässt sich die Debüt-Scheibe namens „Die Wahrheit“ nicht unter diesem eher einseitigen Genre einordnen. EIGENSINN spielen nämlich eine rockige Mischung, die sich Elemente aus den verschiedensten Stilrichtungen schnappt und in die hauseigene Musik einbaut. Heißt also, dass immer wieder ein Metal-Riff auf eine Alternative Rock-Linie trifft und das Ganze wird abgerundet mit harschem, weiblichem Gesang.
EIGENSINN geben sich bewusst gesellschaftskritisch und prangern immer wieder die debilen Zustände in unserer heutigen (Um-)Welt an und wollen ihre Augen nicht vor der brutalen „Wahrheit“ verschließen. Die Texte gehen sofort ins Ohr und Titel wie der geniale Opener „Kraft“ oder das treibende „Eiskalt“ sind wirklich starke Deutsch-Rock-Tracks, die man auf diesem Niveau nur sehr selten geboten bekommt. Die Riffs gestalten sich eingängig und auch die Stimme von Fronterin Hol2y ist durchaus in der Lage die aggressive Grundstimmung des Albums zu unterstützen.
Vier Jahre haben EIGENSINN an der „Wahrheit“ gebastelt und letztendlich haben es dreizehn Songs auf die endgültige Platte geschafft. Während die herbere Variante der Songs zwar überwiegt, schaffte es auch der ein oder andere ruhige Moment (zB bei „Stimmen) sich durchzusetzen.
Den euphorischen Anfang der Platte mit drei, vier genialen Einstiegstiteln kann die Band aber leider nicht bis zum Schluss durchhalten. Zu guter Letzt befinden sich unglücklicherweise ein paar durchschnittliche Lückenfüller auf der Platte, die den Gesamteindruck erheblich trüben. Titel wie „Spring!“ oder „Freier Fall“ wirken leider etwas unausgegoren und können nicht an das hohe Niveau anderer Songs anschließen. Trotzdem ist „Die Wahrheit“ ein gutes Debüt geworden, das zumindest ein Ohr zum Hineinhören verdient hat.
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