Seit über zwanzig Jahren sind EDGUY nun im Geschäft und stehen wie kaum eine andere Band für melodischen Power Metal europäischer Prägung. Dass dabei nicht jedes Album ein Volltreffer ist, ergibt sich beinahe von selbst und auch die Fuldaer um Frontmann Tobias Sammet mussten diese Erfahrung machen. Nun schicken sich EDGUY mit “Space Police – Defenders Of The Crown” an, die alte Klasse wieder zu erreichen.
Nachdem die letzten beiden Platten, bis auf wenige Ausnahmen, nicht so wirklich zünden wollten, ließ die Listening Session Ende Januar schon aufhorchen. Die bekannten Trademarks waren alle wieder mit an Bord. Das heißt, es gibt jede Menge schrägen Humor zu hören (“Do Me Like A Caveman”), etwas Pathos und vor allem wieder schnittige Gitarren. Quasi nackt, ohne Intro legt der Fünfer bissig mit “Sabre & Torch” los und man ist direkt positiv überrascht. Das Riffing ist schön thrashig, Tobias ist gesangstechnisch ebenfalls schön aggressiv unterwegs und der Refrain geht sofort ins Ohr. Perfekt gesetzter Opener, der auch live wunderbar funktionieren dürfte. In die gleiche Kerbe schlagen auch die folgenden (Titel)tracks. “Space Police” überzeugt ebenfalls durch attraktives Riffing und lustige ‘Weltraum’-Effekte im Mittelteil, die natürlich mit einem Augenzwinkern zu genießen sind. “Defenders Of The Crown” geht hingegen wieder in die klassische Ecke, die man von EDGUY gewohnt ist. Auch bei dem Stück stimmt der Härtegrad. Die Nummer hätte zudem auch auf “Theater Of Salvation” eine starke Figur gemacht und geht mit einem sehr starken Refrain über die Ziellinie. Gleiches gilt für “Shadow Eaters”, das in bester EDGUY-Manier aus den Boxen kommt. Der poppige Refrain harmoniert wunderbar mit den harten Parts des Songs, so dass man, trotz des gewagten Zusammenspiels, von einer gelungenen Nummer sprechen kann. Der sich anschließende, schnurrende “Love Tyger” geht nach den drei Volltreffern zu Beginn des Albums ganz klar in die für EDGUY typische Nonsens-Ecke und steht in einer Reihe mit Songs wie “Lavatory Love Machine”. Wer auf diese Art Songs bei EDGUY nicht steht, wird auch mit dem “Love Tyger” nicht glücklich, alle anderen bekommen eine coole Rocknummer spendiert.
Bei “The Realms Of Baba Yaga” wird es dann etwas vertrackter. Viele sich abwechselnde Parts fordern die volle Aufmerksamkeit des Hörers und brauchen auf jeden Fall mehrere Durchläufe, bis sie komplett zünden. Nach meinem persönlichen Empfinden bleibt bei dem Song unter dem Strich aber zu wenig hängen. Nicht schlecht, aber auch kein Highlight. Das folgende “Rock Me Amadeus” gehört in die gleiche Kategorie wie der “Love Tyger”. Wenn man den Humor von EDGUY mag, kann man dieser starken (sehr nah am Original gehaltenen) FALCO-Coverversion viel abgewinnen. Wenn nicht – siehe oben. Mit “Do Me Like A Caveman” und der sehr AOR-lastigen Nummer “Alone In Myself” befinden sich aber auch zwei eher durchschnittliche Songs auf “Space Police – Defenders Of The Crown”. Das abschließende “The Eternal Wayfarer” kommt hingegen noch einmal richtig auf den Punkt. Episch, heavy und vor allem sehr abwechslungsreich beenden EDGUY das Album mit einem knapp neunminütigen Highlight.
Unter dem Strich ist das neue EDGUY-Album kein Meilenstein, aber dennoch eine starke Platte, die alle Facetten der Band – ob man sie nun mag oder nicht – birgt und Fans zufrieden stellen dürfte. Mir persönlich gefällt “Space Police – Defenders Of The Crown” besser als seine beiden direkten Vorgänger und ich freue mich schon die Songs des Albums (allen voran das Eröffnungs-Dreigestirn) live zu hören.
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