Edguy - Rocket Ride

Review

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Endlich ist es da, das neue EDGUY-Album. Und obwohl die fünf Hessen keinen Zentimeter vom eingeschlagenen Kurs abweichen, ist „Rocket Ride“ doch das bisher vielseitigste Output der Hessen geworden. Für alle Gegner der Band bietet bereits das spaßige Comic-Cover eine neue Zielscheibe für ihren Spott. Dass sich EDGUY davon jedoch nicht beirren lassen, sondern weiterhin auf höchstem Niveau ihr Ding durchziehen, zeichnet die Band in besonderem Maße aus. Noch immer hält man die Fahne des traditionellen Heavy Metal hoch, ohne dabei die Augen vor moderneren Einflüssen zu verschließen. So bringt der mit elektronischen Samples aufgepeppte Midtempo-Stampfer „Matrix“ die düstere Science-Fiction-Atmosphäre der gleichnamigen Film-Vorlage voll zur Geltung. Derart spacig und futuristisch gingen EDGUY bislang noch nie zu Werke. Bleibt zu hoffen, dass sie nicht denselben Fehler begehen wie die Wachowski-Brüder und diesem erstklassigen Stück zwei halbgare Fortsetzungen hinterherschicken.
Eröffnet wird der muntere Reigen jedoch von dem überlangen „Sacrifice“, für das die Hessen sogar ein paar Orchester-Passagen auspacken, die vermutlich noch von den Aufnahmen zum Vorgänger-Album „Hellfire Club“ übrig geblieben sein dürften. Trotzdem fügen sie sich harmonisch in den Song ein und machen ihn zu einem atmosphärischen Highlight dieses bärenstarken Albums. Da tun sich selbst die erstklassigen Folgetitel „Rocket Ride“ und „Wasted Time“ schwer, dieses Niveau noch zu toppen. Den Hörer wird dies jedoch nicht ernsthaft stören, denn „Rocket Ride“ ist ein nahezu perfektes Album, das auch bei der zehnten Runde im heimischen CD-Player noch mächtig Laune macht. Für ihren schrägen Humor sind die Mannen um Sänger Tobias Sammet bekannt. Und natürlich kommt dieser auch auf dem neuen Album nicht zu kurz. So wurde auf „Return To The Tribe“ das vermutlich erste gesungene Gitarrensolo der Metal-Geschichte verewigt. Auch das Outro des rotzigen „Catch Of The Century“ dürfte jedem, der das Lachen noch nicht vollständig verlernt hat, ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern. Mit einer ekstatischen Schreiorgie, bei der seine Bandkollegen den Sänger offenbar mit Gewalt vom Aufnahme-Mikro wegzerren müssen, liefert Tobias Sammet allen Gerüchten, die den Geisteszustand des quirligen Frontmannes ernsthaft in Frage stellen, neuen Nährstoff.
Dass die musikalische Qualität unter der offenbar sehr entspannten und lockeren Studio-Atmosphäre nicht gelitten hat, unterstreicht die Professionalität der Band. „The Asylum“, bei dem man zunächst den Eindruck gewinnen kann, die erste Ballade des Albums vor sich zu haben, entpuppt sich als düster-epischer Midtempo-Track. Die Verwandtschaft zu „The Piper Never Dies“ vom Vorgängeralbum ist unüberhörbar. In poppigere Gefilde geht es direkt im Anschluss mit „Save Me“. Die radiotaugliche Ballade lässt Elemente von NICKELBACK oder BON JOVI durchschimmern. Dass der Track dennoch nach EDGUY klingt, dafür ist nicht zuletzt die großartige Stimme von Tobias Sammet verantwortlich.
Nach dem flotten Ohrwurm-Hit „Out Of Vogue“ und dem bereits von der gleichnamigen EP bekannten „Superheroes“ beschließt das einzigartige „Trinidad“ den offiziellen Teil des Albums. Mit diesem Gute-Laune-Sommerhit haben EDGUY den vermutlich ersten „Tropical Metal“-Track der Welt geschrieben. Wem bereits „Lavatory Love Machine“ vom Vorgängeralbum zu albern war, sollte um diesen Titel vielleicht einen großen Bogen machen. Alle anderen dürften sich aber über einen potentiellen Sommer-Hit freuen, der bei den großen Radio-Sendern gegen Stücke vom Niveau eines „Ketchup-Songs“ leider keine Chance haben wird. Als Bonus-Track folgt die 80er-Jahre-Haarspray-Metal-Hommage „Fucking With Fire (Hairforce One)“, die noch einmal den schonungslosen Humor des Quintetts aufblitzen lässt. Aber Achtung: Dieses Stück wird exklusiv und weltweit nur auf der limitierten und der nicht limitierten Version des Albums enthalten sein. Dass humorlose Zeitgenossen und notorische EDGUY-Hasser sich für „Rocket Ride“ erwärmen können, wage ich zwar zu bezweifeln. Die Zielgruppe darf sich aber über EDGUYs Meisterstück freuen, dass die Gruppe auf dem absoluten Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere zeigt und nur schwer zu toppen sein dürfte.
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21.01.2006

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5 Kommentare zu Edguy - Rocket Ride

  1. deathcrow sagt:

    Dem ist nichts hinzufuegen! 10/10 Ende. Aus.

    10/10
  2. Anonymous sagt:

    Nix aus. Dieses Album ist Vollschrott. Jetzt ist es die Humor-Masche (Rabbit don\’t come easy…) davor waren Maiden die Ideengeber. Nun, gereicht hat es nie, sie hätten ne Coverband bleiben sollen. Alle Songs sind austauschbar, ohne Spannung, Sammets Eunuchengejauhle im wahrsten Sinne ohne Eier, die Instrumentalfraktion spielt 08/15-Standarts. Dr. Stein war schon in den 80\’ern, soweit mich die Erinnerung trägt… und schon damals scheisse. Edguy sind Hype, Retortenmusik, gecasteter Plastikmüll. Orchester? Spanische Einflüsse? Macht jeder heute, nur besser. Ist ein typischer Nuclear-Blast Schnellschuss. Dann lieber die neue Ram oder Queensryche!

  3. matthias ehlert sagt:

    Kleine Korrektur und Eigentadel: fällt zwar eh keinem auf, aber Edguy spielen 08/15-Standards… eine Standarte ist nun doch was anderes… und wenn man eine Band auseinandernimmt, sollte man sich doch einer angemessenen Sprache bedienen…

  4. Anonymous sagt:

    Hier wird ja teilweise ganz schön hart mit den Jungs aus Fulda umgesprungen. Meine Meinung: 0 Punkte sind völlig lächerlich, 10 Punkte allerdings auch ziemlich übertrieben. Das neue Album ist mehr 80-Poserrock als Metal, wie er noch auf den letzten Veröffentlichungen vorzufinden war. Innovativ ist das nicht, aber für Freunde dieser Musikrichtung durchaus zufriedenstellend. Ich muss auch sagen, dass mir Werke wie "Theater Of Salvation" mehr zusagten. Trotzdem finden sich hier einige nette Ohrwürmer, die nicht hochoriginell, aber dennoch gut gemacht sind.

    7/10
  5. blackchest sagt:

    Im Prinzip hat Matthias oben schon alles gesagt. Und das was ich auch schon bei "Hellfire Club" zu bemängeln hatte, wird hier noch übertroffen, im negativen Sinne, selbstverständlich.

    1/10