In der Kategorie „Alben, die man nicht haben muss“ erscheint in Kürze das mir hier vorliegende Referenzexemplar in Sachen totaler Beliebigkeit. Das tut nicht weh, das törnt nicht ab, aber muss man dafür wirklich seine sauer verdiente Kohle verjubeln? „Another Paradise“ wird uns aus dem für schwülstige Sounds nicht ganz unbekannten Italien präsentiert und auch wenn der unheilige Kitschfaktor im Hause EDGE OF FOREVER noch nicht ganz die Hochkonjunktur ausgerufen hat, bluten dem geneigten Hörer an der einen oder anderen Stelle dann doch die Lauscher vor lauter Cheesiness.
Mit einem Allerweltsbandnamen wie EDGE OF FOREVER ist es etwas schwer, Aufmerksamkeit zu erhaschen und so sind mir die Südländer bislang nicht wirklich ein Begriff gewesen. Laut ihrer Bio haben die AORler schon diverse Besetzungswechsel verkraften müssen, „Another Paradise“ ist aber immerhin schon der dritte Longplayer. Ebenso erfährt man, dass Keyboarder Alessandro Del Vecchio mittlerweile auch zum Leadsänger aufgestiegen ist, was aber nicht verhindert, dass der Gesamtsound von EDGE OF FOREVER relativ Key-lastig ausgefallen ist. Ist aber nicht wirklich schlimm, zumindest solange die Melodien nicht ganz so schwul klingen wie im ansonsten passablen „Lonely“.
Über weite Strecken ist „Another Paradise“ schlicht ein nettes, bequemes Melodic-Rock-Album ohne jegliche Ecken und Kanten geworden. Das Songwriting ist so spannend wie meine Unterwäsche, wobei man der Band zugutehalten muss, sich einerseits zwar deutlich an den 80ern zu orientieren, andererseits aber Abstand von reinen SURVIVOR/JOURNEY/FOREIGNER-Kopisten zu nehmen. Die Band reichert ihren Sound mit leichter Heaviness an und erinnert deshalb hier und da gar an Bands wie DOMAIN, JOE LYNN TURNER oder AXXIS. Auch die Soloarbeit kann sich sehen lassen: Im eng gesteckten Rahmen werden Keyboard und Gitarre immer mal wieder kleine Showauftritte gewährt und die wissen ihre Räume fruchtbar zu nutzen. Balladentechnisch gibt es mit „I Won’T Call You“ einen fulminanten Kitschoverkill, das direkt aus den 80ern ins neue Jahrtausend gebeamte „What I’ve Never Seen“ kann sich dagegen durchaus hören lassen.
Das einzige echte Highlight dieser Scheibe ist definitiv „Eye Of The Storm“. Ein knackiger Song mit richtigen Riffs und dezentem QUEENSRYCHE-Touch. So muss das sein! Der Rest ist weder Fisch noch Fleisch. Meiner Meinung nach kann man seine Kohle in Sinnvolleres investieren, aber wer’s gerne Italienisch mag. Ich geh dann mal zu „What A Feeling“ abdancen, den Flashdance-Track covern die Nasen zu allem Überfluss auch noch. „In a world made of steel made of stone…“
Kommentare
Sag Deine Meinung!