Eden Weint Im Grab - Nachtidyll

Review

Galerie mit 32 Bildern: Eden Weint Im Grab - Tragikomödien aus dem Mordarchiv

In den meisten Fällen halte ich Akustikalben für ziemlich unnötig. Was entweder daran liegt, dass sich Bands bei der Umbearbeitung ihrer Songs zu wenig Mühe geben, oder schon von vorneherein nicht das gute Material haben, um damit ein lauschiges Unplugged-Set zu spielen. „Nachtidyll“ der durch zwei zusätzliche Streicher zum Sextett vergrößerten Berliner Band EDEN WEINT IM GRAB macht jedoch bereits beim ersten Reinhören ungemein viel Sinn. Denn die regelmäßigen Versuche des Bandkopfes Alexander Paul Blake, Gedichte ansprechend zu vertonen, welche sich durch die gesamte Diskographie ziehen und ihren Höhepunkt im 2009er „Der Herbst des Einsamen“ fanden, scheinen hier ihre bisher beste Ausführung gefunden zu haben. Selten hat das problemlose Verstehen der Texte den Charakter der Liedes so sehr verändert, wie im Großteil des hier vorliegenden Akustiksets.

Welches sich angenehmerweise nicht als Best Of versteht und mitunter auch Nummern aus der zweiten Reihe, wie „Undine“ oder „An die Nacht“ featured. Hightlights sind jedoch vor allem die Songs des ohnehin schon starken letzten Albums, wie der Opener „Gespenster-Revue im Theater Öbszon“ oder „Moritat des Leierkastenmanns“, die mit den vereinfachten Songstrukturen und der gemütlichen Kammermusik-Atmosphäre besonders harmonieren. Die neuen Nummern „Kali Yuga“ und „Nächtliche Melancholie“ sind zwar nett, können da aber nicht ganz heranreichen. Was jedoch der einzige Vertreter des Debüts „Untergang im Rosenmeer“ wieder mehr als wettmacht: Dessen merkwürdige Spannung zwischen Melancholie und Agilität hat schon in der Ursprungsversion funktioniert, scheint aber erst akustisch zu Hochform aufzulaufen.

Die Produktion und das Einbinden von Cello und Violine ist darüber hinaus absolut ambitioniert und stimmig. Man kann sie sich jedoch dadurch verderben, kurz zuvor nochmal die beiden „Nackt“-Aufnahmen von SUBWAY TO SALLY im DVD-Player gehabt zu haben. Wenn man sich die Neuaufnahmen morbider Songs der Potsdamer, wie etwa „Böses Erwachsen“ oder „Die Rose im Wasser“ anhört, merkt man, wie viel man noch aus so einer Thematik rausholen kann, wenn die Instrumente die richtige Kompression haben und man sich einbilden kann, ihre schwingenden Holzbestandteile physisch neben sich zu hören. Im Gegensatz dazu scheinen die Geigenspuren und Leadgitarren bei Alexander Paul Blake mittiger und weniger „atmend“ zu sein, wohingegen jedoch das Schlagzeug in Spielweise und Abmischung angenehm erdig wirkt.

Alexander Blake hat seine Songs nicht wirklich umgekrempelt, sondern in den Neuarrangements eher ihre beschaulichen und gemütlichen Elemente betont. Das macht „Nachtidyll“ zu einem stimmig geschlossenen Album, dessen überraschende Elemente hauptsächlich in der Songauswahl zu finden sind. Vor allem aber profitieren die Songs von der banalen Feststellung, dass man zum ersten Mal die Texte versteht, und bereits in den Ausgangsversionen clever genug waren, um auch akustisch zu funktionieren. „Nachtidyll“ ist damit Fanservice in seiner besten Form und schreit in meinen Augen geradezu nach zukünftigen Fortsetzungen.

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26.11.2012

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