Einen „kleinen“ Stilwechsel hat Alexander Paul Blake, kreativer Kopf des Berliner Projekts EDENT WEINT IM GRAB, auf seinem neuesten Werk vollzogen. Statt düsterem Metal wie im Rahmen von „Traumtrophäen toter Trauertänzer“ wendet sich der Künstler auf seinem neuen Album „Der Herbst des Einsamen“ insgesamt zwölf Gedichten des österreichischen Expressionisten Georg Trakl zu, der von 1887 bis 1914 lebte und während des Ersten Weltkriegs an einer Überdosis Kokain bzw. einem damit verbundenen Herzstillstand starb. Zurückgelassen hat er der Welt zahlreiche Gedichte, die sich überwiegend mit den Themenkreisen Natur, Tod, Krieg sowie einer grundlegend verlassenen Welt beschäftigen.
Diese Gedichte wurden nun von Alexander Paul Blake fernab jeglichen Metals mit überwiegend akustischen Instrumenten atmosphärisch dich vertont und vorgetragen. Klavierpassagen, Kirchturmglocken, sakrale Chöre, verstörende Orgelklänge sowie zahlreiche überwiegend beklemmende Soundcollagen bilden das musikalische Gerüst der Vertonungen, die man eigentlich nur noch schwerlich als „Lieder“ bezeichnen kann. Entsprechend der Themen wirken die Vertonungen wie ein verstörendes Vermächtnis von Georg Trakl und man hat das Gefühl, die düstere Gedankenwelt Trakls sowie die beklemmenden Verhältnisse der damaligen Zeit am eigenen Leib mitzuerleben.
Durch die fast durchgehend morbide Atmosphäre besteht dann auch die Gefahr, dass einen die zwölf Gedichte doch ziemlich runterziehen können, da auflockernde Passagen nur rar gesät sind. Man sollte daher zum einen eine gewisse Erfahrung mit Lyrik, vielleicht sogar mir der Trakls mitbringen, zum anderen auch in der richtigen Stimmung sein, um sich auf die komplexe und depressive Gedankenwelt Trakls sowie die beklemmende musikalische Umsetzung von EDEN WEINT IM GRAB einlassen zu können. Knapp 45 Minuten dem Rezitieren der Gedichte samt der beklemmenden Vertonung aktiv zuzuhören, verlangt dem Hörer doch einiges ab und ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache. „Der Herbst des Einsamen“ ist schwer verdauliche, jedoch gleichzeitig auch anspruchsvolle Kost, die seine Hörer finden wird – wenn es auch nur wenige sein werden.
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