Im Lande der lustigen, langen Baguettebrote liegt am Burgund-Kanal das Städtchen Dijon, das vor Allem für einen Export bekannt ist, sogar mit dem Namen steht: Dijon-Senf. Nebst Delikatesswaren kann sich aus Dijon allerdings auch ganz anderes in den heimischen Schrank verirren, CDs etwa. Die selbstbezeichnete „Black Thrash Ambient“-Kombo ECLECTIKA stammt jedenfalls daher. Eines kann gleich vorweg enthüllt werden: Wer Senf mag, ist mit dem französischen Exportgut wirklich gut beraten. Mag man aber gute und schlüssige Musik, gibt es weit bessere Alternativen.
ECLECTIKA, so scheint es jedenfalls, stellen an sich selbst einen hohen und avantgardistischen Anspruch. Und versagen dabei. Auf voller Länge. Der Versuch, auf der Basis von Black Metal mit viel Freiheitsliebe weitreichende Elemente zur Synthese zur bringen, ist zwar an sich anerkennenswert, in dieser Umsetzung gibt es für Anerkennung allerdings kaum Gründe. Auch wenn die Band mit Asylum Records ein Label im Rücken hat: Die Produktion hat kaum mehr als Demoniveau. Die Gitarren haben weder Biss noch Eier, das Drumming ist absolut katastrophal: Das Snaregedingel raubt mir den letzten Nerv, die Drums wiederum klingen ungefähr so, als schlüge ich mit einem Plastikschlegel auf leere Farbeimer. Eine versaute und unausgereifte Produktion ist, wie viele der wirklich großen Blackmetalklassiker belegen, zu verzeihen, wenn die Musik in sich atmosphärisch-stimmig ist. Leider ist auch das keineswegs der Fall. Furchtbare Screams in Dani-Filth-auf-Drogen-Manier treffen auf langweilig trockene Growls, im Titelsong streift man, wenn auch höchstwahrscheinlich ungewollt, sogar Powermetalgefilde. Abwechslung vom nervigen Frontmann sollen die partiell eingestreuten weiblichen Vocals bieten. Tun sie aber nicht. Auch wenn ich mit dem ganzen Genre nichts anfangen kann, muss ich doch konstatieren, dass fast jede kitschige Gothicmetalkombo Sängerinnen mit mehr Aussagekraft und Charme hat. Gesichtslos, belanglos, austauschbar – das sind die drei Adjektive, die ich mit den weiblichen Gesangsparts sofort assoziere. Für die männlichen gilt nervig, lächerlich und ungewollt komisch. Was man beim Gesang versaut, könnte das Instrumental wettmachen. Könnte. Die Black- und Thrashparts sind unkreativ, einfallslos und vorhersehbar, die Ambientpassagen bemerkenswert schlecht umgesetzt. Ertönt es im Opener noch in belustigender Kirchenorgelmanier, wird es im weiteren Verlauf der Platte poppig seicht. Falls irgendwer auf wirklich miesen Synthpop steht, und auch sonst keine hohen Ansprüche stellt, sollte er sich „The Last Blue Bird“ tatsächlich mal geben. Diejenigen, die das nicht tun, sollten sich Zeit sparen und ihre Nerven damit schonen, der Platte erst gar keine Change zu geben.
Was bleibt ist eine nette Idee, die an hoffnungsloser Überforderung der Musiker scheitert. Gehüllt in eine miese Produktion, die zu heutigen Zeiten wirklich vermeidbar ist, präsentieren ECLECTIKA sich nicht nur konstant schlecht und langweilig, sie gehen dem Hörer auch noch gewaltig auf die Eier. Lichtblicke gibt es wenige: Das poppige Instrumental „Les Arcanes Du Bien Être“ etwa. Da singt schließlich niemand. Hier und da zaubert die Band tatsächlich nette Parts, das Ende von „Freezing Feelings“ etwa spricht mit netten Gitarrenparts an. Ansonsten ist die Band über enorm weite Strecken einfach nur überflüssig. Wer Musik haben will, deren Charakter am deutlichsten darin erkennbar ist, dass sie nervt, der sollte die Franzosen definitiv einmal antesten. Ich jedenfalls brauch das nicht…
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