Fliegerangriff, Detonation! Auch auf ihrem neuen Album „Descent Into Genocide“ hat sich das britische Quartett EASTERN FRONT wieder dem zweiten Weltkrieg verschrieben. Auf die durch Bandname, Symbolik sowie Thematik anfangs berechtigterweise zu vermutende politische Fragwürdigkeit der Band wurde schon in diversen Rezensionen zum Erstwerk „Blood On Snow“ eingegangen. Zusammenfassend nur so viel: Hier geht alles mit rechten Dingen zu (was an dieser Stelle natürlich auch leicht doppeldeutig ist, aber nicht falsch verstanden werden soll). EASTERN FRONT sind, zumindest politisch betrachtet, eine komplett unmotivierte Band. Dies hilft aber leider nicht darüber hinwegzutäuschen, dass „Descent Into Genocide“ für meinen Geschmack musikalisch dort weitermacht, wo „Blood On Snow“ aufgehört hat; mit ziemlich langweiligen und vorhersehbaren Kompositionen. Hörbar nachgebessert hat die Band dagegen beim Sound, für den Danny B von HVR Studios zuständig war, der auch schon bei LOCK UP, PENTAGRAM (Chile) und CRIMINAL seine Finger im Spiel hatte.
Gleich der Opener ist auch der beste Song, der auf „Descent Into Genocide“ von der Kette gelassen wird. Eingeleitet durch eingangs erwähntes Fliegerintro, zeigt sich „Retribution Sky“ noch relativ variabel und zeichnet sich durch eine wahrlich hymnenhafte Melodie aus, wenn auch hier schon gegen Ende leichte Ermüdungserscheinungen auftreten. Anschließend heißt es dann aber wirklich Land unter. Die Songs werden länger und länger, dabei aber leider kein Stück besser. Als Vergleich wurden beim Debüt schon des Öfteren ENDSTILLE herangezogen, was insofern nachvollziehbar ist, da sowohl bei den Deutschen als auch den Briten die Gitarrenarbeit enorm monoton geprägt ist und im Vergleich zum Schlagzeug behäbig zu Werke geht. Im Gegensatz zum Material des Kieler Schlachtschiffs entsteht dadurch auf „Descent Into Genocide“ aber leider kein Deut Atmosphäre, sondern vielmehr Langeweile. Bei „The Hanging Faith“ und „Blitzfreeze“ sucht der Finger nach nichtmal der halben Songlänge verzweifelt nach der Skip-Taste; belanglose Wiederholungen so weit das Gehör reicht. Ein wenig Entschädigung wird zum Ende immerhin durch die gelegenen Wohltaten der Lead-Gitarre geboten, was den Gesamteindruck aber nicht wirklich besser werden lässt, da die Songs an sich schlicht zu ermüdend sind. Wo wir aber grad’ schon bei ENDSTILLE waren: Deren Sänger Zingultus konnte für „Katyn Forest“ gewonnen werden, bei welchem er die einleitenden Worte des Intros auf Deutsch übernommen hat, im Song selbst aber das abwechslungsarme, mitunter nervenstrapazierende, Gekeife von Frontmann Nagant regiert. Mit dem vom Babyn Jar Massaker aus dem Jahr 1941 inspirierten Titeltrack „Descent Into Genocide“ folgt dann nach dem Opener der zweite, optimistisch betrachtet, Lichtblick des Albums. Beginnend mit einer Orchestrierung im Sinne von SEPTIC FLESH, können Tempowechsel und eindringliche Melodien den Song recht unterhaltsam gestalten, so dass trotz einer Länge von neun Minuten zumindest amtlich abgeliefert wird. Wähnt man sich bei dem anschließenden Instrumentalstück „Die Reise In Den Tod Pt. 1“ fast schon dem ersehnten Ende nahe, folgen mit „Ghouls Of Leningrad“, einem erstaunlich kurzen dafür aber auch höhepunktarmen Song, und „In The Memory Of The Fallen“ noch die letzten beiden Schlaftabletten – und das trotz Blastbeats en masse!
Leider stellt „Descent Into Genocide“ nicht den erhofften Fortschritt nach dem Debüt „Blood On Snow“ dar, wenn auch sicherlich keine Amateurtruppe am Werk ist. Das Album müht sich aber ohne wirklich nennenswerte Höhepunkte aus der heimischen Anlage, wofür insbesondere die enorm simplen und vielfach verwendeten Songelemente, eingebettet in monotones Gitarrengeschrammel und manisches Gekeife, verantwortlich sind. So macht Krieg auch in der Musik, wie schon im realen Leben, keinen Spaß.
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