Selten habe ich so dermaßen lockere Musik gehört, und schöne noch dazu. EARTH beweisen auf „The Bees Made Honey In The Lion’s Skull“ einmal mehr ihr Können und zelebrieren auf scheinbar einfachste Weise eine der entspanntesten Varianten Musik, die man sich vorstellen kann. Während man nach den ersten Tönen des Openers vielleicht noch darüber nachdenkt, ob die restlichen Stücke auch so ruhig sind und die Stimmung gehalten wird, merkt man kaum, wie schnell „The Bees Made Honey In The Lion’s Skull“ einen in seinen Bann zieht und seine Wirkung bereits entfaltet.
Irgendwo im Großraum der instrumentalen Musik schweben EARTH umher und schlendern dabei zwischen weichem, unkompliziertem Jazz, waberndem Post Rock und super relaxtem Alternative Rock hin und her, ohne jedoch zu 100% in eine der genannten Kategorien hinein zu passen. Sie schneiden sich von jedem dieser Stile etwas ab, verlangsamen die Geschwindigkeit auf ein noch erträgliches Mindestmaß und nehmen jegliche Härte, sofern vorhanden, heraus. Sie vereinen die Essenzen und erschaffen ihre eigene Vorstellung von rein instrumentalen Kombinationen, die am Ende trotzdem ein homogenes Ganzes ergeben, als hätte alles schon immer genau so und nicht anders zusammengehört.
Das nahezu durchgängig schleppende Schlagzeugspiel von Drummerin Adrienne Davies unterstützt die hin und wieder leicht Country-artige Rockgitarre von Dylan Carlson, der allzu verzerrte Klänge weitestgehend vermeidet. Man könnte die Spielweise der Gitarre böswillig als ‚Geklimper‘ bezeichnen, aber es ist viel mehr als das. Erst durch die Einzeltöne (richtige Riffs gibt es kaum) von Gitarre und Don McGreevy’s Bass entsteht diese spezielle, oben benannte entspannte Atmosphäre und losgelöste Stimmung. Die in die selbe Kerbe schlagenden Klavier- und Orgeltöne von Steve Moore ergänzen das Feeling perfekt und runden „The Bees Made Honey In The Lion’s Skull“ einwandfrei ab.
So einfach die Machart des Albums letztendlich ist, so wichtig ist es, dass alles zusammen passt. Und das tut es. Der Sound ist wie geschaffen für diese Art ‚Sonnenuntergangsmusik‘. Man kann dieses Album eigentlich nur in vollen Zügen genießen, vorausgesetzt natürlich, man mag derartige Sounds und ist bereit, sich darauf einzulassen.
„The Bees Made Honey In The Lion’s Skull“ ist wie der Blick in einen riesigen, weitläufigen Canyon oder wie der nächtliche Blick von einem Wolkenkratzer auf die beleuchtete Stadt, wie die Stimmung kurz vor dem Ende, erschöpft aber nicht verzweifelt, sondern akzeptierend, dass alles irgendwann einmal vorbei ist. Intensiv und ergreifend aber nicht depressiv, losgelöst und schwebend aber nicht naiv und ziellos. EARTH wissen genau was sie da tun und zu was sie fähig sind, und das hört man auch.
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