Ea - Au Èllai

Review

Eyjafjallajökull wird nicht ruhen. Der isländische Vulkan wird wieder ausbrechen – stärker als je zuvor – und die ganze Welt in Asche versinken lassen. Ein Feuersbrunst wird um den Erdball rasen, dann ist plötzlich alles finster. Nur das Nordlicht durchbricht mit seinen schwachen Strahlen die Dunkelheit.

Diese apokalyptischen Bilder entstehen in meinem Kopf, wenn ich „Au Èllai“ höre, das neue Album von EA. Die Musik ist wie ein Soundtrack, zu dem jeder Hörer seine eigenen Bilder finden kann. Die Band selbst dachte laut Booklet an uralte Zivilisationen, deren Überreste schon längst zu Sternenstaub geworden sind. EA ist der Name eines alten babylonischen Gottes. Alle Lyrics der Band basieren auf sakralen Texten in einer toten Sprache. Archäologische Ausgrabungen haben sie den Jahrtausenden entrissen.

EAs Musik lässt das Unvorstellbare erahnen. Sie hüllt das Gefühl, in gigantischen Zeiträumen verloren zu sein, in einen passenden Metal-Schleier. Das Album klingt wie aus einem Guss und ist qualitativ auf Augenhöhe mit der Elite des melodischen Funeral Doom – namentlich SHAPE OF DESPAIR und AHAB. In den endlos langen Songs werden filigrane Melodien untermalt von malmenden Rhythmus-Gitarren. Growls scheinen aus einem Vulkanschlund zu stammen. Eine sakrale Komponente bekommt die Musik durch ausgedehnte Chor- und Orchesterpassagen, die irgendwo zwischen Mozart-Requiem und Herr der Ringe-Soundtrack einzuordnen sind. Auch wenn diese Klänge wohl von einem Keyboard stammen, sind sie teilweise kaum von echten Stimme und Instrumenten zu unterscheiden.

Auf „Au Èllai“ finden EA unglaublich viele Schattierungen der Klangfarbe Schwarz. Ihre Musik krümmt den Raum und macht die Zeit zur statischen Größe. Monumental packt sie die Myriarden von Augenblicken seit der Wiege der menschlichen Kultur in den Klang von Metal. Jeder Funeral Doom-Fan muss das erlebt haben.

25.04.2010
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