Dyscordia - Reveries (EP)

Review

Wenn man dem 2001 verstorbenen Douglas Adams und seinem großartigen fünfteiligen Allzweck-Ratgeber „Per Anhalter durch die Galaxis“ Glauben schenken darf, ist „Belgien“ das mit Abstand schlimmste Schimpfwort im gesamten bekannten Universum. Auf der internationalen Metal-Landkarte muss man das gleichnamige europäische Land hingegen mit der Lupe suchen. So sind mir auch die im Beipackzettel erwähnten GWYLLION, ARTRACH, VARANGIAN, RHYMES OF DESTRUCTION, ANESTHESY und IMPEDIGON kein Begriff, aus deren Mitgliedern sich die Besetzung dieses Prog-Kollektivs rekrutiert.

Die meiste Zeit über bewegen sich DYSCORDIA in Up-Tempo-Gefilden. So schafft man es trotz der überschaubaren Spielzeit von etwas mehr als einer halben Stunde eine Vielzahl an Ideen zu verbraten und daraus sechs abwechslungsreiche und vielschichtige Songs zu stricken. Den Grundstock dieser progressiven Mixtur bilden Power-Metal-kompatible Melodien, ohne dass man dabei auch nur annähernd auf die Kitsch-Schiene abdriften würde. Mit einigen Growl- und Knüppel-Passagen stößt die Band teilweise aber auch in ähnliche Gefilde vor wie die Dänen MERCENARY oder sogar die schwedischen Altmeister OPETH. Mit dem überagenden Songwriting der letztgenannten können DYSCORDIA aber nicht mithalten.

Die große Stärke von DYSCORDIA ist ihre musikalische Vielseitigkeit, die aber dennoch stets die individuelle Handschrift der Band erkennen lässt. Bemerkenswert ist in dieser Hinsicht vor allem der Opener und Titeltrack „Reveries“, der mit geradezu folkig anmutenden Refrain-Harmonien und aggressiven Growl-Akzenten leichte Parallelen zu AMON AMARTH erkennen lässt. Ansonsten überzeugt besonders die düstere Atmosphäre, die alle Songs atmen. Spieltechnik und Produktion sind solide, aber nicht überwältigend, das Songwriting wirkt streckenweise noch ein wenig roh und ungeordnet. Insgesamt ist „Reveries“ aber ein Einstand nach Maß und hat die Aufmerksamkeit von allen Fans düsterer Prog-Sounds redlich verdient.

17.02.2011
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