Die Isländer DYNFARI sind ein wenig die Außenseiter mit ihrer Art von Black Metal: Während die meisten Musiker auf dem Eiland sich eher verstörendem, disharmonischem Schwarzmetall widmen, folgen DYNFARI, aber auch Bands wie AUÐN viel eher im Geiste ihrer Landsmänner SÓLSTAFIR. Heißt also mehr rockige, psychedelische Einflüsse, mehr die Schönheit mit der Kargheit in Verbindung setzend. Genau diese Kargheit der Insel lässt sich auch auf die Musik von DYNFARI beziehen, wie Kollege Maronde schon ganz richtig zum Drittwerk „Vegferð Tímans“ geschrieben hat. Auch auf dem neuesten, fünften Langspieler „Myrkurs er þörf“. Auch textlich ist es bei Depressionen, Suizigdgedanken und selbstverletzendem Verhalten eher karg gehalten.
DYNFARI setzen sich zwischen alle Stühle
Karg im Black Metal ist doch die Einstellungsvoraussetzung, mag man nun denken. Leider ist karg hier nicht zwingend positiv gemeint. Denn leider packt einen die Kargheit auf „Myrkurs er þörf“ nicht immer emotional. Im Grunde könnte man Kollege Wolfsbrunns Worte zum Vorgänger „The Four Doors of the Mind“ hier wiederholen: DYNFARI bieten viel Hausmannskost. Während sich von der Produktion her durchaus ein Weg zurück zu einer raueren, direkteren Ader im Vergleich zum Vorgänger vernehmen lässt, spürt man das in der Musik nicht so wirklich.
Ob die Band jetzt eher rockig oder postig vorgehen will, oder doch lieber ganz in der Tradition des (melodischen) Black Metals bleiben will, lässt sich nicht final beantworten. Schön wäre nur das Entscheiden und dann konsequente Ausspielen einer Richtung oder eine gute Mischung, wovon die Isländer komplett absehen. Das Setzen zwischen alle Stühle ohne richtiges Konzept und spannende Höhepunkte lässt „Myrkurs er þörf“ so durchrauschen, ohne dass etwas musikalisch oder emotional hängen bleibt.
„Myrkurs er þörf“ ist wie Island – karg
„Dauðans dimmu dagar“ übt sich noch als durchaus stimmungsvolles 5-minütiges Intro, ehe es in etwas schnellere Gefilde mit „Langar nætur (í botnlausum spíralstiga)“ geht. Vollständig wird nicht ausgebrochen, die melancholischen, sehr reduzierten und hintergründigen Melodien können einen auch nicht richtig mitnehmen. Der eher behäbige und unspannende Eindruck dieses Einstiegs kann im Laufe des Albums auch nicht mehr geändert werden.
So sind der akustische Einstieg des Titelsongs zusammen mit der sehr reduzierten restlichen Art des Songs auf eine Weise nett, aber emotional packt einen hier hinsichtlich Langzeitwirkung eigentlich nichts so wirklich. Trotz postigen, flirrenden Gitarrenleads und Keyboards in „Ég fálma gegnum tómið“ oder dem düsterromantischem „Ég tortímdi sjálfum mér “ bleibt es bei durch und durch soliden Songs, aber eben auch sehr im Standard verhaftet. „Svefnlag“ als vorausgehendes Intermezzo ist ganz nett, irgendwo aber auch über.
Hoffentlich dann beim nächsten Mal…
Diese ersten Songs sind ok, aber bieten zu wenig. Auch die beiden Schlusssongs „Peripheral Dreams“ und „Of Suicide And Redemption“ können, trotz vorhandener Klasse in einigen Parts, den Karren nicht mehr aus dem Dreck ziehen. Nun kommen nämlich auf einmal doch die langen, monotonen Riffs, Blast-Beats, Doom-Einflüsse, emotionale Refrains und ein Akkordeon als Überraschungsgast. Auch überzeugt der Gesang von Hauptsongwriter Johann Örn weder in Screams, noch in den cleanen Passagen vollends. Insgesamt können DYNFARI auf „Myrkurs er þörf“ leider keine großen Ausrufezeichen setzen und drohen hinterrücks zu ihren isländischen, aber auch internationalen Kollegen zu fallen. Vielleicht klappt’s dann beim nächsten Mal mit einem spannenden Album mit wirklichen Höhepunkten wieder.
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