Der Preis für das exotischste Album geht diesen Monat eindeutig an „Shiva Rudrastakam“ von DYING OUT FLAME – zumindest auf dem Papier, denn immerhin kommt die Band aus Nepal und spielt nicht einfach nur schnöden technischen Death Metal, sondern Hindu/Vedic Death Metal.
Was sich dahinter verbirgt, ist nicht ganz einfach zu erklären: In Teilen ist „Shiva Rudrastakam“ technischer und brutaler Death Metal, mit einem im Überschallbereich angesiedelten Schlagzeug, ziemlich gekonnten Gitarrenriffs und sich überschlagenden und undeutlich gegrunzten Vocals. Das erklärt dann die Death-Metal-Seite der Musik. Bis das Geklöppel allerdings anfängt, hat der Hörer bereits ein exotisches Intro hinter sich gebracht, bei dem sich lose Gitarrenakkorde mit ekstatischem Flötenspiel und mantraartiges Raunen mit schönem weiblichem Gesang abwechseln. Der Titeltrack beginnt ebenso – bis unvermittelt das Death-Metal-Chaos einbricht. „Eternal Mother Of Great Time“ wiederum ist sehr viel epischer, zwischenzeitlich von einer durch Sitar und weiblichen, indischen Gesang inszenierten Leichtigkeit abgelöst. Wobei konstatiert werden darf, dass beide Stilelemente gerade in diesem Track ziemlich geschmeidig miteinander verbunden werden.
Anders präsentiert sich hingegen „Maisasura Maridini“, bei dem das einleitende Mantra vom eigentlichen Death Metal-Getrümmer harsch hinweggefegt wird. Ebenfalls merkwürdig ist die Einleitung vom abschließenden Song „Trinetra Dhari (Three Eyed One)“, wo sich DYING OUT FLAME unpassend fröhlich geben.
Somit ist „Shiva Rudrastakam“ eher in seinen einzelnen Teilen interessant. DYING OUT FLAME kennen die Traditionen ihrer Heimatregion und verstehen sich auf brutalen, schnellen und bisweilen verfrickelten Death Metal. Woran die Band jedoch noch ein wenig feilen sollte, ist die Synthese dieser beiden Teile wie im genannten Stück „Eternal Mother Of Great Time“ – dann könnten die vier Musiker aus Nepal etwas wirklich Großartiges erschaffen. Dann nämlich hätten wir es wirklich mit Hindu/Vedic Death Metal zu tun und nicht mit (gekonntem) Death Metal mit exotischen Passagen.
Wenn jeder überkandidelte Künstlerdarsteller aufhören könnte, aus Selbstberechtigungsversuchen heraus dümmliche Schubladen wie „Hindu/Vedic Death Metal“ zu erfinden, nur weil man 20 Sekunden den interkulturellen Freigeist mit Flöte, Triangel und singender Säge oder was weiß derTeufel für einem Quatsch mimt, wäre das wirklich großartig.