Die dänische Sludge-Formation DYING HYDRA wirkt schon ein bisschen aus der Zeit gefallen. Das Trio klingt so, als hätte es während der in den frühen bis mittleren 2000ern zu datierenden Blüte von Bands wie MASTODON, YOB oder BARONESS eine jener Nachahmerkapellen sein können, welche die (frühere) Klangästhetik der Titanen aus Atlanta respektive Oregon spezifisch zwar recht kompetent imitieren, aber deren Songwriting-Klasse nicht annähernd erreichen konnte. Das Zweitwerk der Band namens „Strange And Beautiful Things“ wirkt an vielen Stellen daher nur zu symptomatisch für einen typischen Copycat-Sound, der zwar die Grundformel hinkriegt, darüber hinaus jedoch wenig zu bieten hat.
DYING HYDRA liefern einen typischen Copycat-Sound der Mitt-2000er Sludge-Metal-Blüte
Die Dänen spielen einen praktisch durchgehend im gemächlichen Midtempo angesiedelten Sludge Metal, der die MASTODONschen Harmonien mit der Muttermilch aufgesogen hat, aber nicht deren Elan mitgenommen hat. Für YOB sind sie dagegen nicht heavy genug und für BARONESS nicht technisch genug. Interessant ist, dass die Band komplett auf einen Bassisten verzichtet und die Tiefen stattdessen durch einen Oktaven-Effekt abdeckt. Kann man machen, wenn man weiß, was man tut. Aber dafür muss man entweder interessante Licks einstreuen, dicke Fuzz-Sound-Wände errichten, gar mit richtig abstrakten Ideen spielen oder eben IRGENDETWAS tun, das keine Ideenlosigkeit suggeriert. Und das sind alles Dinge, von denen das Trio noch meilenweit entfernt ist.
Die Probleme des Albums fangen beim repetitiven Songwriting an, durch das die Songs vollkommen lustlos und abwechslungsarm vor sich hin trotten. Der Waschzettel versucht, das durch den mittlerweile auch schon müde gewordenen PR-Trick mit dem „Atmospheric“-Präfix in eine Stärke umzumünzen, aber das geht in Ermangelung an wirklich interessanten Klanglandschaften vollkommen nach hinten los – auf „Into Existence“ wird mal ein Versuch in diese Richtung unternommen und es ist immerhin ein Anfang, aber auch wieder repetitiv und ein bisschen zu banal. Etwas Aufregung hält bei „Grasping Stone“ mal Einzug in Form von treibenden Kriegstrommeln, mit denen Tejs Kyhl seine beiden Saitenhexer anzuheizen sucht. Doch weil die Dänen offenbar nur das gemächliche Midtempo wirklich drauf haben, vergeben sie die Steilvorlage, um mit mehr Impulsivität deutlich über sich hinaus zu wachsen.
Dabei verpassen es die Dänen, neben reiner Ästhetik den monolithischen Sound und das Songwriting zu kopieren
Ein weiteres Problem ist der Sound, der entsprechend des Mangels an echten Tieftönern sehr höhenlastig ausgefallen ist. Das muss wiederum nicht von vorn herein ein Minuspunkt sein, wenn die verantwortliche Band hierhinter eben mehr aus den Höhen macht. Aber DYING HYDRA spielen ihren Sludge Metal eben so, als hätten sie einen Tieftöner, als hätten sie eine monolithische Produktion, die all diese Mankos mit einem Klötensound kaschieren könnte. Das beste an dem Album sind im Grunde die zwischen MASTODON-Cleans und recht konventionellen Growls variierenden Vocals, die jedoch teilweise so isoliert in der Luft hängen, dass sie fast wie ein Sturm im Wasserglas vergehen.
Was DYING HYDRA allem Anschein nach fehlt ist Perspektive, so verloren wie sie sich auf „Strange And Beautiful Things“ um die eigene Achse drehen. Es gibt eine Menge an Baustellen, die sich hier offenbaren, aber am wichtigsten sind Dynamik, Impulsivität und Präsenz. Den Songs mangelt es an kompositorischen Höhepunkten und die paar Cleans darin kann man eigentlich nur mit sehr viel gutem Willen als Hooks bezeichnen. Damit einher geht, dass die Band kaum Risiken eingeht und nicht mal forsch aus der Reserve lärmt. Und die schwachbrüstige Produktion muss unbedingt aufgewertet werden, was mitunter bedeuten könnte, dass einer der Herren dann vielleicht doch mal einen Tieftöner in die Hand nehmen sollte. In seiner jetzigen Form ist „Strange And Beautiful Things“ eben mehr wie eine Fleißarbeit ohne nennenswerte Belohnung. Da müssen sich die Dänen für die Zukunft auf den Hosenboden setzen …
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