Dwaal - Gospel Of The Vile

Review

Atmosphärischer Post-Sludge ist irgendwo die perfekte Untermalung für das momentane friesische Wetter hier oben. Meist grau und düster, hier und dort Regen, aus dem Nichts schneit es auf einmal und am selben Tag hat man abends dank Erderwärmung zwölf Grad bei strahlendem Grau. Es vermittelt grundsätzlich eine bedrückende Stimmung, die die norwegische Band DWAAL anscheinend aufgesogen hat. Das Konzept ihres Debütalbums „Gospel Of The Vile“ ist eine Verbildlichung des Huldigens der inneren Dunkelheit der Menschheit und dessen Niedergang in einen primalen Status.

Düstere Atmosphäre trifft auf krachende Riffs

DWAAL fallen durch Abwechslung innerhalb ihrer Songs auf. Da die Tracks durchaus lang sind, bringt die Band mehrere Stimmungsbögen ein. Somit gibt es mehrere Aufbauten und die Musik wirkt auf Dauer nicht langweilig. DWAALs große Stärke befindet sich im Stimmungsaufbau, bei dem sie sanfte Gitarrenmelodien benutzen, die sie mit ambienten und psychedelischen Effekten untermalen. Ein sehr gutes Beispiel ist hier der Opening-Track „Ascend“, der gleichzeitig als Intro des Albums gilt.

Die ruhigen Parts finden ihren Höhepunkt dann meist in einem krachenden Riff mit groovigem Charakter, wobei das Grundthema weiter getragen wird. Mit diesem Schema schaffen es DWAAL, zwei wirklich überragende, atmsophärische Songs mit „Obsidian Heart Burns“ und „Descent“ abzuliefern. Letzterer wird durch die Benutzung von cleanem Gesang, anstatt des hauptsächlich vertretenem verzerrtem Gesang, auf eine deutlich höhere, emotionale Ebene getrieben. Ein absolutes Gänsehautfeeling.

DWAAL verschießen ihr Pulver zu oft zu früh

Allerdings schafft es die Band meist nicht, die Emotionalität von den leisen Parts in die lauteren Teile hinüberzutragen, wie bei den oben genannten Tracks. Der Rest des Albums erkrankt daran, dass DWAAL in ihren Songs den emotionalen Höhepunkt ihrer Stimmungbögen zu früh kommen lassen. Dadurch wirken Aufbauten eines musikalischen Themas zum Schluss hin undurchdacht und nicht vollendet. „Like Rats“ und der Titeltrack „Gospel Of The Vile“ sind prägende Beispiele dafür.

Dazu kommt, dass DWAALs Groove-Passagen, die nicht im Kontext eines Stimmungsaufbaus benutzt werden, relativ uneingängig sind. Der Song „The Whispering One“ basiert hauptsächlich auf solchen Riffs und wirkt nicht mehr als Hintergrundmusik. Dennoch lohnt es sich in „Gospel Of The Vile“ reinzuhören. Das Album beinhaltet zwei großartige Songs und hat viele schöne atmosphärisch düstere Passagen.

03.03.2020

"Und sonst so?"

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