Um es gleich vorweg zu nehmen: Ja, die Schotten DVNE haben sich bei ihrer Namensgebung vom Science-Fiction-Epos „Dune“ von Frank Herbert anleiten lassen. Doch thematisch käuen die Herren dessen Inhalte nicht stumpf wieder, sondern fokussieren sich auf Themen aus dem aktuellen Zeitgeschehen, die sie bewegen. Gegründet hat sich die Band 2013, damals noch unter dem Namen DUNE, bevor sie sich dann 2015 in DVNE umbenannt haben. Einige EPs später stand 2017 auch schon das Full-Length-Debüt „Asheran“ in den Startlöchern und konnte musikalische Gaumen, die ihren Post-Metal mit der Extraportion Prog bevorzugen, direkt für sich einnehmen.
DVNE feiern ihren Metalblade-Einstand mit erfrischenden Post-Metal-Ansätzen
Nun kommt der Nachfolger mit dem Namen „Etemen Ænka“ und unter den Fittichen von Metalblade. Im Grunde liefern die Schotten die erdige Art von progressivem Post-Metal, die perfekt geeignet ist für Hörer, denen ELDER zu sanft sind. „Etemen Ænka“ hat eine ähnlich dezent mit Wüstensand angestaubte Ästhetik inne wie seinerzeit „Reflections Of A Floating World“, nur kommt die Mische der Schotten eben mit deutlich mehr Hardcore-Anteilen daher wie der eher in ruhigeren, psychedelischen Gefilden beheimatete Sound der US-Amerikaner. Man hört bei „Etemen Ænka“ allerdings eher selten tonnenschwere Monumental-Riffs, sondern schon eher zum Teil überraschend feinsinnige Riffarbeit, man höre hier nur einmal „Towers“.
Wo Post-Metal-typische Schwere mal zum Einsatz kommt, wird sie songdienlich aufgelockert. In „Mleccha“ geschieht das beispielsweise durch regelmäßig eingestreute Akustikgitarren. Ansonsten ruft der Sound gerne mal die frühen, verspielten BARONESS in den Sinn, gerade was das erdige, gelegentlich an deren quirligen Savannah Metal gemahnende Riffing angeht. Die Gitarrenarbeit kommt entsprechend sehr locker herüber und bewegt sich gerne mal über die Schwelle hin zum Post-Rock. Shoegazige Momente wie im Mittelteil von „Court Of The Matriarch“ finden entsprechend gelegentlich ihren Weg in das Klangbild hinein. Dynamik bringen die Herren also allein aufgrund der abwechlsungsreichen Beschaffeneheit ihres Sounds zu Genüge mit.
Dennoch leidet „Etemen Ænka“ unter genretypischen Symptomen
Dennoch haben DVNE mit einigen Problemen zu kämpfen. Da ist zum einen der Sound, der den Gesang gerne mal im Lärm untergehen lässt. In den gebrüllten Passagen ist das weniger ein Problem als bei den klar gesungenen, vor allem wenn in diesen die Töne nicht immer ganz zielgenau getroffen werden. Das passt irgendwie nicht so recht zum ansonsten so souverän durchgezockten Sound der Schotten. Und Post-Metal-typisch bringen die Songs einige Längen mit, bei denen sich die angesprochene Laut-Leise-Dynamik auch nicht als Allheilmittel erweist. Dadurch fließt „Etemen Ænka“ nicht so geschmeidig dahin, wie es könnte. Gerade ein „Omega Severer“ zieht sich mit seinen neun Minuten wie Gummi und fühlt sich fast dreimal so lang an.
Dass das Album zudem mit einer fast 70-minütigen Spielzeit aufwartet, hilft hier auch nicht gerade. Mit kürzeren, schneller auf den Punkt kommenden Songs würden DVNE also definitiv eine bessere Figur machen. Denn Magic Moments haben sie in petto, neben dem exzellenten Eröffnungsdoppel „Enûma Eliš“ und „Towers“ sowie den leckeren Riffkaskaden zum Ende von „Sì-XIV“ sind das auch die gesanglichen Gastbeiträge von Lissa Robertson beispielsweise im Rausschmeißer „Satuya“ sowie die von sanft pulsierenden Synthesizern getragenen Intermezzi „Weighing Of The Heart“ und „Adræden“, die den langatmigen Durchhänger „Omega Severer“ immerhin geschmackvoll umschließen. Nur müsste das Zeitmanagment der Schotten um einiges verbessert werden.
So bleibt „Etemen Ænka“ ein gutes Album, das unter seinen Möglichkeiten bleibt, dem Freunde technischeren Post-Metals dennoch das ein oder andere Ohr leihen sollten.
Das wird bei vielen das Album des Jahres werden. Kann mich der Kritik an angeblich zu langen Songs nicht anschließen. Entweder mag man überlange Songs oder nicht. Und wenn ich hier überlang sage, meine ich nicht, dass sich alles zäh dahinschleppt. Bei DVNE gibt es keine Langeweile. Omega Serverer ist ein unfassbar abwechslungsreicher Song, der genau so lang ist, wie er sein muss. Der Gesang geht in keiner Sekunde unter, aber ja, die Clean Vocals sind nicht immer ganz perfekt. Aber das war bei dieser Band schon immer so und hat auch seinen eigenen Charme. Generell gibt es hier unfassbar viel zu entdecken. Die Jungs strotzen nur so von super Ideen ohne verkopft zu wirken. So mag ich meinen Prog: mit vielen Einflüssen, auch mal in die Fresse, verspielt aber nicht verkopft. Super Album.
Kann mich meinem Vorredner nur anschließen. Wer Asheran mochte wird auch mit Etemen Ænka glücklich.
Also ich kann verstehen, dass dieses Album nicht von jedem eine 10/10 bekommt. Aber 6/10 ist für mich schwer nachvollziehbar. Für mich definitiv schon jetzt eines der stärksten Alben 2021.
Auch ich schließe mich den Vorrednern an. Eine 6 in der Bewertung kann ich kaum nachvollziehen, auch wenn ich selbstredend subjektive Kriterien akzeptiere. Dennoch stelle ich die Frage, ob sich bei der Flut an VÖs wirklich näher und eingehend mit ‚Etemen Ænka‘ beschäftigt wurde? Denn für mich gehört diese Scheibe, auf der Grundlage einer subjektiven Beurteilung, zu einem absoluten Heavyweigt des Genres und wir mit Sicherheit weit oben landen in meinem Jahres-Poll 2021.
Vorschnell habe ich in diesem Jahr bereits der neuen Cult Of Luna die Höchstpunktzahl gegeben. In Anbetracht dieser Platte und der teilweise vorhandenen Überschneidung hinsichtlich des Sounds, nicht ganz gerechtfertigt. ‚Etemen Ænka‘ ist nicht weniger als ein Meisterwerk. Eine Parade der Eigenständigkeit, ein Feuerwerk an Kreativität und Spielfreude, ein grandioses Album zwischen Sludge der Sorte Neurosis und Cult Of Luna, Prog-Metal ohne völlig durchzudrehen, mit Reminiszenzen Richtung Mastodon aber auch Opeth, eine gehörige Portion Metal der älteren und neueren Göteborg Klangschmiede und Erinnerungen an At The Gates, Gegrowle und Klargesang mit einem gewissen Alcest-Touch, ganz leichten Core-Anleihen Richtung Auras und Konsorten und und und. Wahnsinnig tolles Album. Und wenn es zu Ende ist, beginnt es bei mir zumeist mit einigen Sekunden Rauschen am Anfang erneut.
Kann ich mich den übrigen User Bewertungen nur anschließen, saugeiles Album! Finde ich deutlich besser, als das neue Gojira Output, welches mir viel zu glattpoliert und zu eingängig ist.
Das ist ja im Gesamten (siehe Soundcheck) durchgefallen. Fällt mir allerdings auch schwer das nachzuvollziehen. Wer die frühen Sachen von Baroness mag, kann eigentlich nix falsch machen. Sound noch ein wenig schmutziger als bei der Baronin, was bei dieser Art von Mucke nur zuträglich ist. Selbst das Cover erinnert an John Baizley. Damit hört sich das nach viel Kopie an, durch die anderen Anleihen als Baroness, entsteht aber was durchaus eigenes.
Großartiges Album mit so vielen Facetten.Für mich ein Kandidat in der all time list. Letztes Jahr mit Hushed and Grim eines der besten Scheiben.Die Argumente in der Wertung von 6 kann ich jetzt nur nachvollziehen wenn man eigentlich Sabaton hört überspitzt gesagt .
6 Punkte ??
Überlange Songs im Doomsektor ? Omega Severer ist kürzer als manches Intro…
Dvne machen an der Stelle weiter an der Baroness unhörbar wurden und das mit phänomenalem Groove. Vergleiche sind erlaubt, aber man erkennt sofort das es sich um Dvne handelt wenn man sie hört.
Der einzige Mangel an der Platte sind die Songnamen, die klingen wie ein Schlaganfall und es schwer machen über die Platte zu fachsimpeln.