Dryrot - Godseyze

Review

„Und hier ist wieder „Wetten, dass… Guten Abend, meine Damen und Herren… Danke… Danke… is’ ja gut! Es ist gut! Danke… danke… ja doch… danke… danke… hier aus der Westfalenhalle… danke.“
Nachdem „uns Thommy“ das ebenso unausweichliche, wie jedes Mal peinliche Begrüßungsritual hinter sich gebracht hat, kommt er gleich zur Sache. Sein Nachwuchs, mit dem man ihn schon mal auf dem ein oder anderen Slayerkonzert gesehen haben will, hat heute Burzeltag… und da hat der Papa gedacht, wenn Haribo schon von Bonn wegzieht und die Wege zu dem Zeugs für mich zu lang werden, mach ich dem Sohnemann doch mal ein anderes Geschenk und präsentiere ihm „Wetten, dass…“ mal gänzlich anders. Scheiß aufs Publikum!

Die illustre Gäsetrunde besteht heute Abend aus so hochkarätigen Leuten wie Kerry King, Robb… sorry Robert Flynn (der sich auch gleich wieder mit Herrn King kabbelt), Max Cavalera, Jonathan Davis, Jamey Jasta und Steev Esquivel von Skinlab.

Und heute gibt es eine besondere Saalwette. Gleich gegen alle mehr oder minder schwergewichtigen Gäste wird Thommy was ganz Besonderes wetten… als Einsatz hat er sich aber wieder so ne tolle Scheiße wie „ich poliere die Glatze von Herrn King“ einfallen lassen.

„So, meine Damen und Herren, begrüßen Sie gemeinsam mit mir Volker, Michael, Nadir, Markus und Bastian aus Bubenreuth. Die fünf haben heute ne ganz besondere Wette, die da lautet : „Wetten, dass Sie es NICHT schaffen, in völliger Eigenregie und Eigenproduktion eine moderne Thrashplatte aufzunehmen, die sich vor hochprofessionell aufgemachten Outputs von Majorlabeln nicht zu verstecken braucht …“
Die Jungs auf der Gästecouch setzen dagegen, allesamt wieder Alben wie in den glorreichen Tagen aufnehmen zu wollen, nicht so ne halbgare Kacke, wie es z.B. Slayer zuletzt taten.
Tja, Scheiße, Jungs… ihr dürft euch da mal was einfallen lassen.
Denn Dryrot haben zwar keinen so töften Namen wie ihr, ballern aber problemlos auf dem gleichen Level los! Meine Herren, was ne Pracht auf CD gebannt.

Die Kerle bewegen sich natürlich im Fahrwasser der vorgenannten Bands, vor allem im brutalen Thrash/HC Sektor und können gewiss keinen Preis für Innovation einfahren. Zwar ist das Intro von „Agonized“ ein wenig Neurosis – artig, doch die Nummer entwickelt sich bald zu einem althergebrachten, moshigen HClastigen Stampfer. Aber es kommt eben auch mal darauf an, einfach ne saubere Platte abzuliefern. Zunächst weiß das Profibooklet sofort zu überzeugen… noch bevor überhaupt der erste Ton gefallen ist. Fällt dieser dann, bricht ein urgewaltiger Vulkan aus den Boxen, in dessen Lava sich so feine Versatzstücke von natürlich Hatebreed, Machine Head, Skinlab, Pantera und zum Beispiel bei „Drowned“ auch von Diesel Machine wieder finden. Was ein Brett! Zudem ist die Mucke verdammt prächtig produziert, besitzt einen ordentlichen Bums! Während „Raise My Hate“(arschgeiler Song!) nicht zuletzt wegen der Maxe-artigen Vocals von Fronter Volker mächtig Soulfly Stimmung aufkommen lässt, brilliert das bärige „Get Loaded“ zwischendurch mit astreinen Slayerriffs und einprägsamen HC-Chören.

Bei so mancher Band dieses Genres fehlt vor allem eines: Authentizität! Aber bei der seit 1990 tätigen Formation vermisst man diese so überhaupt nicht! Die Mucke ist aggressiv und hat dabei eine verdammte Portion Feeling (ich hasse die inflationäre Verwendung des Wortes ansonsten)! Dabei wildert man nicht nur höchst gekonnt bei Machine Head und Konsorten, sondern weiß auch einige Korn-mäßige Ideen ins Songwriting zu integrieren (keine Angst, ich meine die GUTEN Ideen!). Beispielsweise bei dem mehr als gekonnten „Don’t Waste My Time“ oder dem starken „Sick“ wissen Volker & Co. zudem immer mit guten melodiösen Vocallines aufzuwarten (Schade nur, dass gerade hier die Stimmen etwas in den Hintergrund gemischt zu sein scheinen). Das abschließende „More Than I Should“ hat dabei den wohl melodiösesten Refrain der Platte zu bieten, den man nach ein paar Durchläufen auch schon überzeugt mitträllern kann.
Leute… Wetten, dass… Dryrot noch was Großes werden können? Saustarke Platte! Danke dafür!… und Danke an Thommy… mehr solche Sendungen!

19.10.2005

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1 Kommentar zu Dryrot - Godseyze

  1. nihil77 sagt:

    Kenne nur die Songs von der Homepage und fand die nich so berauschend… Aber das Review ist erste Sahne!

    5/10