Drudkh - All Belong To The Night

Review

Nach „They Often See Dreams About The Spring“ aus dem Jahr 2019 hat sich in der politischen Realität um die Ukraine bis zum heutigen Tag einiges geändert. Mit ihrem kontroversen Dasein um Frontmann Roman Saenko, der im Namen seines Projektes DRUDKH keine offiziellen Interviews geben möchte, keine Konzerte gibt und die Grenzen seines künstlerischen Werkes auch angesichts der aktuellen Situation in Osteuropa nicht verlassen möchte, sei an dieser Stelle nur so viel gesagt, dass die neue Scheibe „All Belong To The Night“ nicht mehr mit dem gegenwärtigen Krieg verbunden ist, als dies durch lokale Nähe um den Bandstandort in Charkiw ohnehin der Fall ist.

Der Mystizismus um DRUDKH besteht

In den vergangenen 20 Jahren ist es Bandchef Saenko in erstaunlicher qualitativer Konstanz gelungen, immer wieder die Musik für sich sprechen zu lassen, dies sicherlich auch atmosphärisch gestützt durch einen gewissen Mystizismus, dass über die Hintergründe um DRUDKH eben nur umfassend spekuliert wird. Gründungsmitglied und einer der Mitverantwortlichen für die immer wieder enorm intensive Atmosphäre ist weiterhin Vocalist Thurios, der, trotz eines wahnsinnig bissigen Grundtenors, ohne Verlust der Glaubwürdigkeit zwischen Verzweiflung, Erhabenheit und spürbarer Aggression pendelt.

Das beweisen DRUDKH auf „All Belong To The Night“ auf verschiedenen Ebenen, denn die neunte Platte der Ukrainer ist insgesamt ein vielschichtiges Werk geworden, dass die Grundebene des Black Metal auch durchaus hier und da verlässt. Während bei „The Nocturnal One“ und „Windmills“ noch die ureigenen Charakteristiken wie etwa die rauen slawischen Melodien in Kombination mit den treibenden Drums im Vordergrund stehen, hat „November“ durch seinen, nicht nur im Titel repräsentierten, herbstlichen Charakter eine intensivere melancholische Note, die aber durch entsprechende Ausbrüche auch wieder konterkariert wird.

„All Belong To The Night“ lässt die Musik sprechen

Das abschließende Epos „Till We Become The Haze“ ist beinahe sechzehn Minuten lang und vereint alle Elemente der Pagan-Black-Metaller zu einem spannenden Schlusswerk. Im Übrigen sind hier jeweils die englischen Titel der Songs angegeben, wobei die Lyrics, wie bei DRUDKH gewöhnt, allesamt in Ukrainisch gehalten sind. „All Belong To The Night“ hat darüber hinaus ein, im Vergleich zu einigen Vorgängern, relativ ausdifferenziertes Klangbild, sodass weder die harmonischen Leads noch das erhabene Drumming oder Thurios‘ Vocals entsprechende Einbußen zu verzeichnen hätten.

Auch im Jahr 2022 bleiben DRUDKH insbesondere ihrem offensichtlich hohen Qualitätsanspruch treu und veröffentlichen mit „All Belong To The Night“ ein Album, das gefühlt beinahe spielend leicht zu großer Form und ergreifenden Momenten aufläuft. In der nahezu schadlosen Diskographie der Ukrainer reiht sich demzufolge auch der neunte Langspieler problemlos ein und wird Freunde von düsteren Klängen mit slawischem Einschlag abermals begeistern können.

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11.11.2022

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3 Kommentare zu Drudkh - All Belong To The Night

  1. Watutinki sagt:

    Habe seit Drudkh’s Meisterdebut immer mal wieder reingehört, es konnte mich aber nie wieder wirklich begeistern. Was ich aber bisher von All Belong To The Night gehört habe, ist richtig gut. Auch wenn das Debüt niemals getoppt werden kann, faszinierenden BM scheinen Drudkh jedenfalls wieder – zum Glück – zu fabrizieren.

  2. casualtie78 sagt:

    Drudkh haben mich bisher noch nie wirklich enttäuscht. So ist es mit diesem Album hier genauso. Die 4 Tracks sind allesamt auf sehr hohem Niveau-da brauchts nicht mehr.
    Dazu kam noch das neue Album von Kampfar raus und das hat aber momentan definitiv die Nase vorn, was das „rotieren“ in der Anlage angeht. 🙂

    8/10
  3. Watutinki sagt:

    „Habe seit Drudkh’s Meisterdebut immer mal wieder reingehört, es konnte mich aber nie wieder wirklich begeistern.“

    Ohje, da war ich voll auf Droge. Irgendwie hatte ich Taake im Kopf, warum auch immer. Deshalb bezieht sich diese Aussage von mir auf das Taake Debüt. Drudkh selbst hat mich eigentlich auch noch nie wirklich enttäuscht. Wogegen Taake sich als reinste Enttäuschungs-Orgie darstellt.

    8/10