Dreamslain - Tales Of Knights And Distant Worlds

Review

Wenn ein Album daher kommt, welches für Fans von URIAH HEEP, CIRITH UNGOL und ENSLAVED sein soll, dann stellt sich erst einmal eine gewisse Skepsis ein. Schon zu oft haben ungewöhnliche Band- und Genrekombinationen Erwartungen geschürt, die dann letztlich nicht erfüllt werden konnten. DREAMSLAIN aus Norwegen bewerben sich nun so und hauen nach einer EP und ein paar digitalen Singles ihren ersten Longplayer in Eigenproduktion raus. Dieser ist mit über 80 Minuten Spielzeit gleich ein Doppelalbum geworden. Wohl bekommts!

DREAMSLAIN – Easy Listening geht anders

Vorweg sei gesagt, dass der Albumtitel tatsächlich die einzige Assoziation hin zum feenstaub-fröhlichen Power Metal aus Europa ist, wie er gerade vielerorts zelebriert wird. DREAMSLAIN präsentieren sich auf dem Opener „He Who Rises In Force“ wirklich mit ENSLAVED- und Epic-Metal-Touch. Atmosphärische Orgelklänge, prägnante Riffs und vielschichtiges Drumming werden geboten und über allem thront der Gesang von Igor Jakobsen, welcher sich in einigen Tonlagen heimisch fühlt.

DREAMSLAIN sind außerdem Fans der Überlänge, nicht nur was ihr Album angeht, sondern auch auf die Lieder bezogen. Kein Song, außer dem instrumentalen Bonustrack, dauert unter sieben Minuten und hat entsprechend viele Facetten. So klingt „Knights Of La Mancha“ nach einer teils recht anstrengenden Soundwand mit einem versöhnlichen, mehrere Minuten dauernden Wechselspiel von Klaviertönen und Gitarrensoli aus, welches man sich so auch noch weitere zehn Minuten anhören könnte.

„My Mask“ spielt mit stark runtergefahrenem Soundgewand, säuselnden Gesangsmelodien und geradezu tänzelndem Drumming und Klavierspiel und immer wieder Ausbrüche in etwas, was in einem Film wohl „Gewaltspitze“ genannt werden würde. So langsam beginne ich, die Referenz zu ENSLAVED zu verstehen. Was die Norweger an Abwechslungsreichtum in ihre Lieder packen ist auf jeden Fall sehr beeindruckend.

„Tales Of Knights And Distant Worlds“ – Jeder Song eine Wundertüte

Und ebenso stark geht das Album mit „The Fall Of The Elven Lord“ weiter. Auch wenn die Lyrics zum Verstehen mitgelesen werden müssen, transportiert dieses Lied eine Atmosphäre, die den Inhalt der Geschichte großartig wiedergibt. Knapp zwei Drittel des Liedes sind erzählerisch-treibend, bevor es eine kleine Ruhepause gibt, die dann in das fulminante Finale übergeht.

Das einzige, was dem Spannungsbogen in die Quere kommt, ist die Überlänge des Albums. Die später in der Tracklist zu findenden Songs stehen ihren Vorgängern in Nichts nach. Allerdings stellt sich nach einer Dreiviertelstunde Hörerlebnis eine gewisse Ermüdung ein. In Anbetracht der Tatsache, dass das Album als Doppel-CD veröffentlicht wird, wäre es ratsam, die beiden Scheiben mit einer kleinen Pause dazwischen zu hören, damit auch ein „Tale Of The Copper Guard“ mit seinem fulminanten Finale die Würdigung bekommt, die es verdient. Mehrere Hördurchläufe sind ohnehin ein Muss.

DREAMSLAIN haben viel vor

„Tales Of Knights And Distant Worlds“ ist ein Album, das jeder Person empfohlen werden kann, die mal etwas Neues hören möchte. Die eingangs genannten Referenzen geben eine grobe Ahnung, wohin die Reise gehen kann, aber um sich ein Bild vom Album machen zu können, muss es schon auf dem Plattenteller rotieren. DREAMSLAIN präsentieren ein spannendes Debüt, welches ihr massives Potential offenlegt und es spannend macht, wohin die Reise gehen wird.

26.01.2021

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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