Scheiße, ich hasse Musicals. Sachen wie „Cats“ oder „The Westside Story“ trafen mich bisher eher tief in die Magengegend als ins Herz, wobei es meist an den schleimigen Geschichten und den wirklich seichten Lieder lag. Gut „Phantom Of The Opera“, oder zu deutsch „Das Phantom Der Oper“ gilt ja in Szenekreisen als durchaus „true“, hat mich bisher aber eigentlich auch nie gereizt. Vielmehr sahen Dreams Of Sanity sich scheinbar dazu verpflichtet, ihren Tribut an Andrew Lloyd Weber zu zollen und nahmen sich somit musikalisch dem eigentlich doch recht dankbaren Thema an. Dreams Of Sanity – erinnert sich noch jemand an meinen nicht endenwollenden Monolog über die direkt tödliche Belanglosigkeit dieser Band? Wenn nicht, soll das an dieser Stelle nicht weiter stören, dazu jedoch später mehr. Denn bevor ich anfange diesem Werk mein Urteil auf die Stirn zu drücken, möchte ich noch kurz auf den Weggang von Zweitsängerin Martina Hombacher, die inzwischen ihre Stimme bei Therion ertönen läßt zu sprechen kommen. Nicht daß es eigentlich sonderlich auffällt, daß eben jene Dame dieses Ensemble verlassen hat – genauso wenig fiel es eigentlich auf dem Debut auf, daß zwei Sängerinnen am Werk waren – aber man merkt doch eine merkliche Befreiung und neue Motivation bei Sandra Schleret, die jetzt fast alleine den Gesangsposten inne hat. Zwar gefallen mir die Ausflüge in die etwas höheren stimmlichen Regionen nicht sonderlich gut, aber man muß ihr attestieren, daß sie sich mit mehr Nachdruck und Gefühl den Gesangslinien annimmt und den Stücken so doch wenigstens ein wenig Charisma verleiht. Kommen wir an dieser Stelle wieder zurück auf das Thema „Belanglosigkeit“: Eben jenes bißchen Charisma, welches Sandra hervorruft, wird konsequent von den Kollegen erdrückt und zerstört. Die Band hat ein paar gute Melodien am Start, kann auch recht gut mit den Instrumenten umgehen, schafft es dabei aber zu keiner Zeit, den Funken überspringen zu lassen. Die Liedchen dudeln so vor sich hin, nerven teilweise mit ihrem seichten Geplänker und wissen manchmal mit etwas rockigeren Passagen aufhorchen zu lassen. Genau so kann man sich eine Hörprobe von „Masquerade“ vorstellen: Ständig bleibt man am Ball, hofft auf die zündenen Idee und die mitreißenden Stellen – aber es wollen sich partout keine einstellen. So sitzt man und wartet gespannt auf einen Zug, der nie einfahren wird. Nach der CD fragt man sich „Ist das alles?“. Jupp, ist es. Gut, „The Maiden And The River“ kann mal etwas im Ohr kleben bleiben, weiß aber nicht diese CD aus dem Durchschnittssumpf zu retten. Versucht hat man es auch mit einem Cover des Titelstückes des Musicals, das selbst mir als erklärter Hasser dieses Genres recht geläufig war. Auch hier: Das Lied fängt an und hört auf, ohne daß es irgendwen im Raum stört. Hab ich jetzt etwa vergessen zu erwähnen, daß Tilo Wolf hier seine Stimme ertönen läßt? Ehrlich? Hm, muß ich verdrängt haben, denn so furchtbar künstlich wie hier hat er schon lange nicht mehr gesungen. Aber zumindest weiß ich es jetzt wenigstens zu schätzen, daß er nur deutsche Texte singt. Zu dem Ganzen kommen noch die teilweise billig klingenden Keyboards und eine ansonsten recht saubere Produktion. Wer jetzt also mal eine CD braucht, die nur im Hintergrund laufen soll, zum Beispiel wenn die Großeltern auf Besuch sind, kann hier nichts falsch machen, allerdings sollte man dann doch aufpassen, das einen die lieben Verwandten nicht einschlummern. Gute Nacht.
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