DREAM THEATER beglücken ihre Fans mit einer neuen Scheibe, wobei man das Wort „neu“ sicherlich nicht in den Mund nehmen sollte, da es sich dabei um eine Best-Of handelt. Bei dem Namen des Silberlings ist ja auch klar, was der sog. „Greatest Hit“ ist. Natürlich handelt es sich dabei um „Pull Me Under“, den einzigen Radio Hit. Die anderen 21 Stücke sind selbstverständlich allseits bekannte Klassiker der Band. Zum Teil sind sie neu gemischt, wobei aber die Großzahl der Stücke die Originalversionen von den jeweiligen Platten sind.
Im Prinzip unterscheiden sich die neu re-masterten Stücke nicht großartig von den Originalen, so dass man von den betreffenden Versionen weder überrascht noch überwältigt sein wird. Gerade „Pull Me Under“ und „Take The Time“ brauchen keine Frischzellenkur. Diese Stücke sind auf „Images And Words“ doch so weit fein und klar produziert, so dass eine nachträgliche Bearbeitung niemals zur signifikanten Verbesserung des Ganzen beitragen kann. Das Gleiche gilt auch für „Lie“, das zum allem Überfluss als Edit-Version auf der Scheibe ist. Die Edit-Version von „Home“ gefällt mir von allen Stücken am wenigsten. Für mich zählt dieses Stück zu den besten der gesamten Bandgeschichte, und diese kastrierte Version finde ich daher völlig indiskutabel, da man sich von etlichen spannenden Parts des Stückes getrennt hat, damit man irgendwie auf kompakte 5:35 Minuten kommt. Wer braucht den sowas?
Das Konzept der Scheibe ist dagegen ziemlich interessant. Diese wird als Doppel-CD auf den Markt kommen, wobei die erste CD (“The Dark Side“) metallische Stücke enthält, während der zweite Teil (“The Light Side“) aus balladeskem Liedgut besteht. Somit kann sich der Otto-Normal-Metaller die erste CD krallen, und die zweite direkt an die Freundin abgeben. Das kann unter Umständen ziemlich praktisch sein. Die Auswahl der Stücke ist auch soweit in Ordnung, gerade auf der Balladen-Seite, lediglich das Fehlen des kongenialen und emotionalsten DT-Stückes „Space Dye West“ tut richtig weh. Aber rechtfertigt das einen Kauf? Leichte Frage, leichte Antwort. Vollmundig angekündigte „neue“ Versionen erweisen sich leider als purer Blender. Auch die „Alternate Album Mix“-Version von „Through Her Eyes“ ist eine minimal getunte Originalversion.
„Greatest Hit“ ist daher für mich eine stinknormale „Best-Of“, zugegebenermaßen außergewöhnlich konzipiert, mehr aber auch nicht. Man hätte vielleicht das eine oder andere neue Stück, vielleicht ein paar Videos oder was auch immer, drauf packen können um es schmackhafter zu machen, anstatt minimal veränderte oder sinnlos verkürzte Stücke zu präsentieren. Für einen Neuling könnte dieser Silberling eventuell den Eingang in die musikalische Welt von DREAM THEATER sein. Einen langjährigen Fan dürfte sowas nicht mal einen Millimeter vom Hocker reißen. Normalerweise reagiere ich allergisch auf fast jede solche Veröffentlichung. Zur Entlastung der Band kann aber sicherlich beitragen, dass es die erste Kompilation in der gesamten Laufbahn ist.
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