Die Truppe um Star-Produzent Fredrik Nordström kombinieren auf ihrem zweiten Album gekonnt modernen Powermetal mit klassischem Melodic Metal der 80er Jahre, als selbst „Bon Jovi“ noch cool waren. Die Mischung aus treibenden, aggressiven Stakkato-Riffs, catchy Gesangslinien und ein Gespür für einfühlsame Melodien schafft Ohrwürmer, denen sich kein Metalfan so ohne weiteres entziehen kann. Dafür sind die Melodien und Songstrukturen einfach viel zu eingängig. Sei es die geniale Balade „Evilized“ oder das dynamische „Fight You Till The End“, das mich gleich meine verstaubte Luftgitarre wieder auspacken lässt. Gerade Saitenhexer Gus G. zaubert das eine ums andere Mal Soli und Leads herbei, die an Dramatik und Spielfreude denen der großen Helden des 80er Gitarrenmetals in nichts nachstehen. Dreh- und Angelpunkt ist aber zweifellos Sänger Niklas Isfeld, der mit seiner klaren und kraftvollen Stimme im lebhaften Wechselspiel mit den Gitarren für deutliche Akzente sorgt. War noch ein Kritikpunkt beim Vorgänger „DragonSlayer“ die mangelnde Eigenständigkeit, so hat sich dies bei „Evilized“ doch merklich gebessert. Sie können dem Ganzen doch um einiges besser ihr eigenes Profil aufdrücken, auch wenn ich mich ständig etwas an andere Bands erinnert fühle. Der Opener „Break The Chains“ klingt schon ein wenig nach „Brainstorm“ – ganz zu schweigen vom Cover. Und gerade die Gesangslinien riechen ein wenig nach Blaze Bailey, „By my Side“, oder sogar nach der alten Jungfrau Bruce D. himself. Hört euch nur den Anfang von „Invisible“ an! Stimmlich ist die alte Tante Bruce natürlich ein anderes Kaliber. Ein Vergleich wäre hier sicherlich auch vermessen. Nichtsdestotrotz kann das Gros der Songs durchaus überzeugen. Der schwere Stampfer „Bad Dreams“ sei an dieser Stelle noch als Anspieltipp jedem ans Herz gelegt. Anchecken lohnt sich also auf jeden Fall.
Muss man wirklich unbedingt wie Brainstorm oder Hammerfall klingen? Oder reichen die nicht schon, da sie bereits Klon sind? Gus G\’s Künste in allen Ehren, aber richtig zündendes Songmaterial haben Dream Evil nicht. Schade, da sie durchaus was aus ihren Fähigkeiten machen könnten. Wenn sie (wie kurzzeitig in verschiedenen Songs) die Wolle Petry-Schiene verlassen, lärmt es ganz nett. Zu glattgebügelt alles, keine Abwechslung, die Vocals sind auch nicht recht ergreifend, daher sehr knappe 5 Punkte für den gebotenen Enthusiasmus.