Draumar - Ein Wintermärchen

Review

Bei „Ein Wintermärchen“ handelt es sich um das Zweitwerk des jungen bayrischen Ambient/Black Metal-Projektes DRAUMAR, das über Karge Welten genau zum richtigen Zeitpunkt veröffentlicht wurde. Der Ambient-Anteil ist bei der Musik DRAUMARs ganz klar dominant, blackmetallische Einsprengsel werden eher als gezielte Akzente genutzt. Das Material ist weitläufig, zuweilen schillernd und dann wieder sanft wie ein verschlafener Gletscher.

„Verschlafen“ ist generell ein Wort, das viele der Grundstimmungen auf „Ein Wintermärchen“ sehr gut zum Ausdruck bringt. Es sind beschauliche, sanft dahinperlende ambientale Melodiebögen, die den Grundstein des Albums bilden. Von diesen sachten Klangkonstrukten geht eine bescheidene, romantisch angehauchte Magie aus, die sich dann durch den gezielten Einsatz verzerrter Gitarren, fahriger Schlagzeugeinsätze und verhallter Kreischgesänge zuweilen in überraschende Intensität steigert. DRAUMAR zeigen ein gutes Näschen für sphärische Ausflüge, die im Ohr hängen bleiben, und das ist bei ambientaler Musik wirklich ein Kunststück, wo doch die Gratwanderung zwischen schwebender Flüchtigkeit und filmmusikalischem Pathos nicht immer ein Leichtes ist. Der deutsche (Dark-)Ambient-Untergrund spuckt so einiges an dilettantischem Drei-Töne-Gepansche aus, und so hebt sich „Ein Wintermärchen“ bereits beim ersten Höreindruck wohltuend von den Ausgüssen so mancher Genrekollegen ab. Die Black-Metal-Parts erinnern hin und wieder ein wenig an PAYSAGE D’HIVER, im großen Ganzen klingt das Material von DRAUMAR jedoch wesentlich transparenter und gemütlicher als das eher eigenwillige, archaische Liedgut der Ersteren. „Ein Wintermärchen“ weist stark landschaftsmalerische Züge auf und breitet sie in einer schlichten, überzeugenden Eleganz aus.

DRAUMAR erweisen sich auf ihrem zweiten Album als ein erstaunlich erwachsenes Projekt und bietet in Form von „Ein Wintermärchen“ ein ansprechendes, stilvoll durchkomponiertes und kohärentes Werk, das gerade jetzt beim Fall der Schneeflocken zu kontemplativen Exkursen einlädt. Dass „Ein Wintermärchen“ zudem für Genre-Verhältnisse ziemlich gut produziert ist tut dem Hörgenuss natürlich sehr gut. Ich frage mich wirklich, wie sich das Projekt weiterentwickeln wird, das Potential ist jedenfalls beachtlich.

22.01.2011

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