Draugnim - Vulturine

Review

Die heutige Zeit ist schnelllebig und lässt oftmals den Blick für Detailreichtum und die kleinen, aber feinen Dinge des Lebens vermissen. Schon wieder ist es verdammt schnelle sechs Jahre her, seitdem die Finnen DRAUGNIM das letzte Mal mit “Horizons Low“ auf der Bildfläche erschienen sind. Das Trio ist mit seinem atmosphärisch stark beladenen und melodisch angehauchten Black Metal immer wieder in der Lage, die aktuelle Zeitrechnung in Frage zu stellen und nur die ausschweifende Musik für sich sprechen zu lassen. Auch für deren neues Album “Vulturine“ braucht die Band nicht das große Handwerkszeug, sondern trifft den Hörer lieber mit gezielten Nadelstichen.

Der Opener “The Name Is Hate“ ist ein Musterbeispiel für einen melodischen Dunkel-Referenzsong. Langsam schleppen sich die Riffs in die vorderen Reihen, bevor noch Sekunden vorher nur der unangenehme Wind zu hören war. Nun peitschen die skandinavischen Gitarren gegen erhabene Synthie-Klänge und erinnern an MOONSORROW mit etwas weniger Folk-Anleihen, dafür stärkerer Breitseite. Dazu wirkt das Stück absolut rund, verfügt über den richtigen roten Faden und kann auch mit seinen wiederkehrenden Elementen punkten. Die düstere Aura setzt sich im weiteren Verlauf des Albums zunächst fort, auch wenn Songs wie “A Passage in Fire“ auf der Beaufort-Skala mindestens noch zwei Stufen in die Höhe klettern. Die erhabene Düsternis eines prunkvollen Zwergenkönigreichs in den tiefen Zugängen schwarzer Stollen setzt sich durch die gesamte Platte fort.

Dennoch kommen DRAUGNIM zu keiner Sekunde von “Vulturine“ an die überragende Qualität des Openers heran. Über die komplette gute Dreiviertelstunde legt das finnische Trio einen runden, durchaus authentischen Auftritt hin, kann diesen aber nicht mit den entsprechenden Gänsehaut-Momenten veredeln. So bleibt die Platte in vollständiger Natur sicherlich ein geheimnisvoll anmutender Midtempo-Brecher zwischen Erhabenheit. Sturm und Depression. Allerdings hält “Vulturine“ dem Vergleich mit dem ersten Album der Band “Northwinds Ire“ nicht Stand – dort agierten die Finnen schlichtweg am Fesselndsten.

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28.03.2016

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