Draugnim - Sworn To Waves

Review

Heutzutage kommt es nicht selten vor, dass ich mich bei jungen Bands kopfkratzend fragen muss, wo sie eigentlich ihren Plattenvertrag ‚gewonnen‘ haben. Gerade im Pagansektor wird heuer ja alles gesignt, was ein Methorn halten kann und ein Fellimitat im Schrank zu hängen hat – so scheint es zumindestens. Umso trauriger, dass wirklich ambitionierte Bands, die sich nicht durch ewig gleiche Saufmelodien und tölpelhaftes Rumgegröhle qualifizieren, bei den Labels abgewiesen werden.

Auch die Finnen DRAUGNIM, die bereits seit gut acht Jahren musikalisch aktiv sind, konnten bislang keine Plattenfirma finden, die ihren an SUMMONING erinnernden, folkigen Black Metal unter die Leute bringen will. Ziemlich unverständlich, denn was das Trio mit seiner aktuellen Veröffentlichung abliefert, zeugt nicht nur von kompositorischer Qualität und Tiefgang, sondern auch von spürbarer Aufrichtigkeit und Passion. „Sworn To Waves“ überzeugt mit bedachtsamen Black-Metal-Klängen, geleitet von mal melancholischen, mal erhabenen Keyboardmelodien und unterstrichen von dezentem Gitarrenspiel. Obwohl die Synthesizer unfraglich die tonale Vorherrschaft genießen, wirken sie zu keinem Zeitpunkt penetrant oder deplatziert – im Gegenteil: die Klangwelten, die DRAUGNIM mit den Tasten erschaffen, sind bezeichnend.

Während der knapp 25-minütigen Darbietung werde ich mehrfach an die eingangs erwähnten Helden des keyboardlastigen Black Metals SUMMONING erinnert, ohne jedoch das Gefühl zu haben, einen abgeschmackten, farblosen Klon der Österreicher zu vernehmen. Doch die traumversunkene, wirklichkeitsferne Melodieführung und die verschleierte Wehmut, die den Kompositionen zu eigen ist, drängen diesen Vergleich einfach auf.
Erfreulicherweise befreien sich auch die Gitarren gelegentlich aus ihrer erwählten Zurückhaltung und entwaffnen die elektronische Orgel episodisch mit kraftvollem Riffing und erlesenen Melodien. Die Produktion gestaltet sich sehr passend, wirkt rau und archaisch, lässt dabei aber genug Klarheit für die Stücke bestehen, sodass die Songs nicht Gefahr laufen in einem matschigen Soundbrei zu versickern.

Atmosphärisch, hingebungsvoll und lebendig – wer sich für aufrichtigen, angenehm unvollkommenen Black Metal der melodischen Sorte begeistern kann und eine hoffnungsvolle Band unterstützen will, schwingt sich auf die MySpace-Seite der Jungens und bestellt die CD – aber hurtig!

03.11.2007

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