Drakar - Let Draka

Review

Nein, ich verstehe kein Wort von dem, was Ivan Sekyra, Sänger der tschechischen Metal-Band DRAKAR hier von sich gibt, aber im Grunde ist das auch genau das, was den Reiz dieses Albums ausmacht. DRAKAR gehörten Anfang der 90er zu den interessantesten Bands der tschechischen Metal-Szene, auch das vorliegende Album „Let Draka“, schon auf dem Cover mit „Drachenmusik aus Prag“ umschrieben, stammt in seiner Urversion aus dem Jahre 1990. Wie so viele Bands aus ihrem Heimatland brachten sie außerhalb ihrer Nation keinen Fuß auf den Boden, wagen nun aber einen neuen Anlauf und veröffentlichen ihr Debüt über I Hate-Records neu. Das Ganze wird als Doppel-CD gemeinsam mit der englischen Version erscheinen. Letztere kenn ich nicht (es lag dafür keine Promo vor), und ich weiß auch gar nicht, ob ich das will. Nicht, weil die Scheibe nicht ihren Reiz hätte, sondern weil gerade die tschechischen Texte wie eingangs erwähnt für die besondere, kultige Atmosphäre des Albums sorgen.

Der mytisch angehauchte Gesangsstil, ab und zu zwar von eingängigen Meloden durchzogen, insgesamt aber sehr fies und myteriös, klingt nämlich in dieser Sprache so, als ob sich irgendein unsympathisches Vieh aus einer fremden Galaxie in unsere Breitengraden verirrt hat, um uns ein bisschen Angst zu einjagen, gleichzeit aber mit einem derart ironischen Unterton, dass man sich mit dem Monster nach einigen Minuten sogar ein klein wenig anfreundet. Getragen wird das monströse Gebelle von klassichen Heavy-Gitarren, die eindeutig von der NWOBHM beeinflusst sind und im damals grade in sich zusammenbrechenden Ostblock sicher die Moralpoizei gehörig wachgerüttelt haben. Die melodischen Momente wirken in diesem Kontext beinahe wie das brave, liebliche Gegenstück, zahlreiche Soli und Spielereien sorgen für die nötige Langzeitwirkung.

Man hört diesem Album an, welche Herzensangelegenheit es für die Musiker aus dieser Region war, ihren bösen Metal mit Leidenschaft zu zelebrieren, und auch wenn das Album aus heutiger Sicht natürlich ein klein wenig angestaubt klingt – das Ding hat Charakter und eine ureigene Note. Vielleicht beehrt uns die Band ja bald mit etwas Neuem, jetzt, da sie sich reformiert hat und frei von Grenzen und Barrieren eine größere Hörerschicht ansprechen kann.

30.04.2011
Exit mobile version