Dragony - Hic Svnt Dracones

Review

Anfang 2021 überraschten DRAGONY mit ihrem Konzeptalbum „Viribus Unitis“, das die Geschichte des Schicksals der Habsburger mit einer abstrusen Cyberpunk-Story verwebt. Eingebettet in ein symphonisches Power-Metal-Gewand entstand eines der stärksten Alben des Jahres in diesem Genre. Es verwundert, dass Napalm Records diesen Glücksgriff nach nur einem Album an SPV / Steamhammer weitergereicht haben. Da beide Labels seit einiger Zeit ohnehin zusammengehören, spielt das intern vermutlich keine große Rolle. „Hic Svnt Dravones“ (lat. für „Here Be Dragons“) spinnt den Ansatz von Historie und Fiktion weiter. Dieses Mal geht es um die verlorene Kolonie von Roanoke.

DRAGONY vermischen Fakt und Fiktion

DRAGONY leiten ihren fünften Streich mit Antonín Dvořáks 9. Sinfonie ein. Der beliebte Ausschnitt von „From The New World“, den auch u.a. RHAPSODY OF FIRE schon benutzten, passt sehr gut zum keyboardlastigen Sound der Österreicher. Umso überraschender ist, dass die ersten drei Tracks auf Nummer sicher gehen und Standardkost bieten, bevor es mit „Ill Met By Moonlight“ opulenter wird. Denn was DRAGONYs Musik gut macht ist das „over the top“-Feeling in Text und Musik. Wenn einer der beiden Bereiche schwächelt, kann der andere nicht glänzen. Drum gehen straighte Power-Metal-Tracks wie „Dreamchasers“ und „Silver & Blood“ etwas unter, während die prägnante Keyboardmelodie von „Perfect Storm“ direkt hängenbleibt.

Der Titelsong punktet mit Überlänge, ausgeklügelter Dramaturgie und Metal-Opera-Vibes á la AVANTASIA der frühen 2000er. Leider werden die verschiedenen Protagonisten kaum deutlich, da abseits von Ambre Vorvahis (XANDRIA) im Opener keine Gastsänger:innen auf dem Album sind. DRAGONY müssen kein Abklatsch von Tobias Sammets erfolgreichem Projekt sein, dennoch wären verschiedene Stimmen für die Briten, Wikinger und nordischen Götter schön gewesen. Fronter Siegfried Samer macht seinen Job trotzdem sehr gut.

„Hic Svnt Draconis“ könnte noch größer sein

Insgesamt wirkt „Hic Svnt Draconis“ sehr ambitioniert, doch aus dem Material könnten DRAGONY mit den obigen Kritikpunkten noch mehr machen. Das ist Meckern auf hohem Niveau, was vor allem dem bockstarken Vorgänger geschuldet ist. Fans des Genres und der Band machen mit der neuen Scheibe nichts falsch und können bedenkenlos zugreifen.

07.10.2024

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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