Vor einer halben Ewigkeit hat Eric Peterson (TESTAMENT) seine Vorliebe für symphonischen Black Metal ausgelebt. Name der Band: DRAGONLORD. Ganze dreizehn Jahre sind seit dem letzten Lebenszeichen vergangen, und gefühlt aus dem Nichts blickt einen heute „Dominion“ an.
DRAGONLORD sind zurück!
Richtig gelesen: DRAGONLORD sind zurück. Neben seinem Mitstreiter Lyle Livingston, der die omnipräsenten, aber leider zu dominanten Keyboards orchestriert hat, hat sich schon 2013 Alex Bent (u.a. TRIVIUM) dem Gespann als Drummer angeschlossen. Ebenfalls dabei ist Sängerin Leah …
… und damit wäre dann auch die ganze Truppe benannt, die auf „Dominion“ erneut dem keyboardlastigen Black Metal frönt. Nahezu permanent klopfen die frühen, aber nicht ganz frühen Werke von DIMMU BORGIR und, mit Abstrichen, CRADLE OF FILTH im Gedächtnis an. Das ist aber nicht sonderlich tragisch, weil DRAGONLORD zurück in eine Zeit führen, als die Orchestrierung noch nicht so überladen wirkte und bei aller Symphonie, und ja, teilweise auch bei allem Kitsch, noch genug Raum für Kanten war. Dass Peterson noch ähnlich wie Shagrath vor sich hinfaucht, passt ebenso gut ins Bild. Schade nur, dass „Dominion“ nicht dauerhaft jenen Zauber entfacht, den der epische Black Metal einst so einnehmend gemacht hat.
Keyboard-Dominanz ist das Trademark auf „Dominion“
Schuld daran ist leider größtenteils das Keyboard. Nahezu durchgehend bestimmt das Tasteninstrument die Szenerie und drängt das durchaus immer wieder großartig aufblitzende Gitarrenspiel in den Hintergrund – das Schlagzeug hat teils gar eher eine Statistenrolle. Das klingt aber gemeiner, als es gemeint ist. Denn im Mindesten ist alles an „Dominion“ solide. Allerdings gibt es nachhaltig Überzeugendes zu hören. So ist „Lamia“, inklusive ansprechendem Klargesang und CHILDREN OF BODOM-Gedächtnis-Keys, ein erster einnehmender Opus. Getoppt wird dieser vom sehr pathetischen oder, freundlicher ausgedrückt, dramatischen, fast schon ruhigen „Love Of The Damned“. Endlich sehr präsente Gitarren, eine Orchestrierung, die im richtigen Moment schaurige Akzente setzt und ein insgesamt spannungsgeladener Songaufbau, der dank des durchgängigen Klargesangs von Peterson und Leah eine gewisse Magie verströmt.
Eine gut erzählte Geschichte mit Längen
„Dominion“ kann sich durchaus als gut erzählte Geschichte verstehen. Die cineastischen Arrangements und auch die Songabfolge ergibt in Sachen „roter Faden“ durchaus Sinn. Leider steht die zu opulente Orchestrierung, die immerhin auf den ganz großen Bombast und zu viel Plastik verzichtet, den wirklich großartigen Momenten mitunter im Weg. Neben den genannten Songs gibt es zwischenzeitlich Dramatik und Faszination verteilt über das ganze Album – allein „Serpent Of Fire“ bietet hier noch erstaunliches. Schlussendlich lassen sich DRAGONLORD wohl am besten mit Kopfhörern auf den Ohren genießen, um auch ja kein Detail zu verpassen … ein paar Längen müssen aber eingeplant werden.
Finde das Album ok. Der Hinweis auf „mittlere“ Dimmu Borgir, also nach „Stormblast“ aber vor „In Sorte Diaboli“, passt ziemlich gut und auch ein paar schaurige CoF-Keys sind dabei. Positiv fällt auf, dass Peterson das Album schon mit der Klampfe in der Hand geschrieben hat, will heißen: es gibt einige schöne Soli, tolle Melodien und knackige Riffs. Grade bei den Dimmus ist die Gitarre ja auf den letzten Alben mehr und mehr zum reinen Unterbau für den orchestralen Bombast verkommen. Auch der vereinzelt eingesetzte Klargesang funktioniert mMn ganz gut und wirkt nicht kitschig.
Aber leider haben sich halt auch besonders auf der zweiten Albumhälfte ein paar Längen eingeschlichen. Das macht die letzten drei Tracks nicht unbedingt schlecht, aber grade die reinen Intrumentalpassagen ziehen sich doch etwas.
Wie gesagt, keine Offenbarung, aber für ein mehr oder weniger „Hobbyalbum“ kann sich das schon durchaus hören lassen und Freunde älterer Dimmu Borgir dürften wohl ihren Spaß haben.