DRAGONLAND haben sich mit ihrem neuem Album diesmal recht lange Zeit gelassen. Fünf Jahre sind seit des gutklassigen „Astronomy“ vergangen. Der Grund lag in erster Linie in einer sehr sorgfältigen Ausarbeitung des neuen Werkes. Die Schweden mussten entscheiden, ob sie eine von vielen „nur guten“ Power-Metal-Bands bleiben wollen, oder ganz an die Spitze vorstoßen können. So hat man sich mit vielen Möglichkeiten beschäftigt, wie man den bisherigen Releases noch eins draufsetzen kann. Hierbei wurde auch das intensive Studium von Melodien und Musik aus Fantasy-Filmen und Computerspielen betrieben. So kann man sich fast denken, dass DRAGONLAND auf „Under The Grey Banner“ in Punkto Dramaturgie und Bombast nochmal zulegen.
Das Album stützt sich auf eine konzeptionelle Geschichte, die erneut in der von der Band erschaffenen Fantasywelt „Dragonland“ angesiedelt ist. Dabei werden in den verschiedenen Songs ganz unterschiedliche Emotionen und Stimmungen gekonnt musikalisch umgesetzt. Durch reichliche Wechsel innerhalb mancher Stücke und einige Gastsänger, die verschiedene Heroen-Rollen übernehmen, erhalten einige Kompositionen auch so einen leichten Oper- oder Hörspiel-Charakter, wie man es von AVANTASIA kennt.
Insgesamt ist die soundliche Parallele zu RHAPSODY OF FIRE diesmal noch etwas mehr gegeben, was einfach an dem kraftvollen Bombast liegt, der dem Album eine insgesamt ziemlich opulente Note verleiht. Aber DRAGONLAND müssen sich mit „Under The Grey Banner“ auch keineswegs hinter der italienischen Konkurrenz verstecken. Und die kleinen Unterschiede zwischen den Alben der beiden Bands findet man bei genauerer Betrachtung auch. Während RHAPSODY gerne auf neoklassische Elemente setzen, sind es bei DRAGONLAND auf „Under The Grey Banner“ verstärkt Filmmusik-artige Sequenzen.
Diese sorgen für eine fast permanente Spannung und leisten damit die Arbeit für die dramaturgischen Eigenheiten des Sounds. Die Melodien sind abwechslungs- und facettenreich und gehen durchweg gut ins Ohr. DRAGONLAND haben sich intensiv mit dem Songwriting befasst und ein Album geschaffen, dass vor eindrucksvollen und tollen Momenten nur so strotzt. Eine Grundvoraussetzung für das Gefallen ist allerdings, dass man bombastischen Power Metal mag. Wem bei RHAPSODY & Konsorten vor Grauen die Haare zu Berge stehen, macht besser einen großen Bogen um das Werk.
Einzelne Anspieltipps möchte ich gar nicht versuchen zu nennen. „Under The Grey Banner“ präsentiert sich als kompakte und stimmungsvolle Einheit, aus der man nur schwerlich Einzelstücke herausreißen kann und möchte. Das Album offenbart sein Ambiente vor allen Dingen als Ganzes, und wer in den wirklichen Genuss dieser spannenden, vielschichtigen Atmosphäre kommen will, muss es sich von der ersten bis zur letzten Minute zu Gemüte führen. Die Geschichte des Werkes, das Konzept dieses Fantasy-Epos, spielt sich dann praktisch wie von alleine vor dem inneren Auge ab.
„Under The Grey Banner“ ist ganz großes Symphonic-Power-Metal-Kino. DRAGONLAND machen mit diesem Album RHAPSODY OF FIRE den Rang des Fantasy-Metal-Genreprimus tatsächlich so ein bisschen streitig.
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