Draconis - Anthems For An Eternal Battle

Review

Wikipedia ist natürlich weder das Gesetz noch allwissend, hilft einem dennoch weiter, wenn man z.B. mal das Stichwort „Band“ nachschlägt. Dort definiert man diesen Begriff als eine Gruppe von Musikern, die sich zusammengeschlossen hat, um gemeinsam zu musizieren. Dabei „sind sich die Bandmitglieder idealerweise des Beitrags der jeweils anderen Mitglieder bewusst, um im Ergebnis ein stimmiges Arrangement zu erhalten und ein gutes Zusammenspiel der Band zu ermöglichen.“ Was das alles mit DRACONIS und „Anthems For An Eternal Battle“ zu tun hat? Nun ja, zuweilen eben leider nicht allzu viel, deswegen reden wir ja drüber.

Denn genau da liegt bei DRACONIS zumindest teilweise leider der Hase im Pfeffer, von der fragwürdigen Produktion mal ganz zu schweigen. Man hat manchmal das Gefühl, als würden mindestens zwei Songs nebeneinander oder besser gesagt übereinander laufen. Da schrammelt dann jedes Instrument irgendwie so vor sich hin und der Schreihals am Mikro kotzt sich einfach die Seele aus dem Leib. Generell sollte man halt beim gemeinsamen Musizieren alles stets irgendwie so zusammenfügen, dass es am Ende auch passt. Genau das gelingt DRACONIS eben leider nicht immer. Die Puzzleteile irgendwie mit Gewalt an irgendeine Stelle reinpressen funktioniert halt nur in den aller seltensten Fällen. In den guten Momenten von „Anthems For An Eternal Battle“ fügt sich das Chaos dann doch zusammen und überrascht mit richtig feinen Melodien und Ideen. Doch schon im nächsten Augenblick driftet wieder alles auseinander. Wenn das Absicht ist, dann muss man den Sinn dieser Vorgehensweise schon diskutieren. Falls jedoch nicht, dann darf das einfach nicht passieren bei einer Veröffentlichung.

DRACONIS zwischen guten Ansätzen und chaotischen Ausfällen

Und auf die Produktion von „Anthems For An Eternal Battle“ muss man auch ganz einfach nochmal eingehen, denn ist zumindest stark diskutabel. Hier ist wirklich jedes Instrument nicht so produziert, wie man das heutzutage eigentlich erwarten darf. Exemplarisch dafür sollte man sich nur mal die grottigen Drums zu Gemüte führen, die scheppern und ballern teilweise schon recht penetrant. Sorry Leute, aber so eine Produktion darfst du 2020 einfach nicht anbieten, Nostalgie und südamerikanischer Rumpel-Charme hin oder her.

Es fällt einem im Laufe der Scheibe schon nicht so leicht, den Ideen von DRACONIS zu folgen. Und man denkt sich immer wieder, da muss doch zumindest einer noch mal drüber hören, bevor das ganze ins Presswerk wandert. Exemplarisch sei hier nur mal „Lost Angel“ genannt. Da bieten DRACONIS ein besonders wildes Neben- und Durcheinander sämtlicher Akteure an. Hier geht es zu wie in einem Bienenstock ohne die ordnende Hand der Königin. Jeder macht was er will wann er will.

Ist also wirklich alles einfach nur schlecht auf „Anthems For An Eternal Battle“, haben DRACONIS hier voll ins Klo gegriffen? Nein, das wäre zu hart und schlicht falsch. Denn der Ansatz, uralte AT THE GATES als eine wichtige Referenz herzunehmen, hat natürlich schon einen gewissen nicht abzustreitenden Reiz. Dazu passen auch gut die heiseren Tompa-Lindberg-Gedächtnis-Vocals. Ein Song wie „Inner Quest“ ist beispielsweise schon ein kleines Highlight, ebenso das Richtung alte NIGHT IN GALES blickende „My Last Journey“. Auch das feine Solo in „Puppets Who Ignore Their Masters“ und der melodische Part von „Shadows Of Emptyness“ können absolut etwas. Über den Rest dieser Songs kann man dann wieder zumindest diskutieren.

„Anthems For An Eternal Battle“ zeigt und verschleudert Potential

Das Finale des abschließenden „Falling Into Darkness“ ist dann sogar fast schon episch. Das soll jetzt keinesfalls sarkastisch klingen, versinnbildlicht aber leider das Niveau dieser Scheibe. Auch eine gute halbe Stunde kann sich durchaus ziehen, wenn den kurzen Lichtblicken leider auch so einige Lowlights im Wege stehen. Mit Mühe und Geduld erkennt man durchaus im Laufe der Rotationen das Konzept von DRACONIS. Doch das zweifellos vorhandene Potential wird leider zu oft verschleudert bzw. tief im Soundbrei verbuddelt. Wer jedoch tief genug gräbt, findet auf jeden Fall so manche kleine Perle.

Bei „Anthems For An Eternal Battle“ von Hymnen zu sprechen, wie uns der Albumtitel suggeriert, ist fast schon etwas frech von DRACONIS. Man ist ja durchaus bemüht und versucht sich immer wieder vorzustellen, wie dieses instrumentale Puzzle richtig (!) zusammengesetzt und mit einem qualitativ guten Sound versehen klingen könnte. Aber dafür braucht man schon etwas Vorstellungskraft. So bleibt nur das bittere Fazit, nach immerhin schon 17 Jahren im Geschäft ist das hier einfach viel zu wenig.

Mist, hier tut was nicht.Whoops! Hier sollte eigentlich ein Video- oder Audio-embed erscheinen. ...

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21.07.2020

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