Doyle Airence - Monolith

Review

Musik ist bekanntlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Deswegen gibt es ja auch in schöner Regelmäßigkeit teils hitzig geführte Diskussionen im Kommentarbereich, wenn ein metal.de-Redakteur mal wieder mit der Höchstnote wedelt. Aber sind wir mal ehrlich – so oft kommt dieser Fall dann auch nicht vor. Um genau zu sein gab es in diesem Jahr, also in knapp neuneinhalb Monaten, exakt neun Mal die Höchstnote für ein Album – bei einer Gesamtzahl von Reviews im hohen dreistelligen Bereich. Und dass ich (da ich die Weisheit mit Löffeln gefressen habe) persönlich von diesen neun Platten einige mit deutlich weniger Punkten bedacht hätte, liegt auch auf der Hand. Und es hätte nicht einmal immer an meinem persönlichen Geschmack gelegen.

Wie dem auch sei – der aktuellste Neuzugang im erlauchten Kreis der magischen Zehn ist die französische Post-Hardcore-Formation DOYLE AIRENCE. Die Truppe, die sich vor kurzem im Zuge eines rechtlichen Streits mit ex-MISFITS-Klampfer Doyle Wolfgang von Frankenstein mit dem Namenszusatz „Airence“ versehen musste, legt anno 2013 mit „Monolith“ ihr Zweitwerk vor. Darauf zelebrieren die fünf Pariser eine absolut packende Interpretation des Post-Hardcore, angereichert mit Elementen aus Post-Rock und -Metal, Screamo sowie Modern Metal. Dabei erreicht das Quintett mühelos die Qualität von Bands wie DEFTONES, ARCHITECTS und BRING ME THE HORIZON, ohne aber allzu sehr im Fahrwasser genannter Genre-Institutionen zu schwimmen.

Jeder, der bei den Worten „Post-Hardcore“ und „Modern Metal“ noch nicht ausgestiegen ist, fragt sich nun wahrscheinlich, was genau diese Platte denn so besonders macht. Es ist die herausragende, schlichtweg perfekte Balance zwischen schweren, düsteren Riffs und zerbrechlichem Filigran, es sind die mitreißenden Melodien und die schier uferlose Emotionalität der Songs. DOYLE AIRENCE liefern de facto eine Definition des Post-Hardcore mit all seinen Facetten und bringen es dabei auch noch fertig – so cheesy das klingt – über die volle Albumdistanz zu berühren. Oder anders gesagt: Ich nehme es den Musikern hundertprozentig ab, was sie da veranstalten. Nichts wirkt gekünstelt oder konstruiert – vielmehr hat man als Hörer das Gefühl, dass die beteiligten Herrschaften tiefer blicken lassen, als ihnen das lieb ist.

So beispielsweise will man beim Refrain von „Friendly Fire“ am liebsten den Tisch umwerfen und lauthals mitbrüllen. Das wunderbar melancholische „The Great Collapse“ mit seinem eindringlichen Pathos wiederum verursacht einen ordentlichen Kloß im Hals. Und wer beim Anfangsriff des epischen „Left Unsaid“ keine Träne im Knopfloch hat oder nicht zumindest entgeistert mitwippt, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Aber auch ansonsten erlaubt sich „Monolith“ keinen Durchhänger, wirklich jeder Song ist ein Highlight, sogar die kürzeren und clever platzierten Instrumentalstücke sind sentimentale Kleinode für sich.

Am Ende ist „Monolith“ in seiner Gänze einfach ein fabelhaftes Album und womöglich das Genre-Highlight des Jahres. Fans oben genannter Referenz-Bands können (und sollten!) blind zugreifen, aber auch Freunden emotionalen, eindringlichen Metals lege ich DOYLE AIRENCE hiermit ausdrücklich ans Herz. Salopp bilanziert: Fetter Shice, aber echt!

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20.09.2013

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3 Kommentare zu Doyle Airence - Monolith

  1. Milch sagt:

    Klingt ein bisschen nach THE END, und die mochte ich eigentlich schon, bin mal gespannt.

  2. Marvin sagt:

    Klingt eigentlich nach einer100% Kopie von Devil Sold His Soul.

  3. Anton Kostudis sagt:

    Wobei die mehr mit Clean-Gesang arbeiten. Auf der „Monololith“ wiederum gibt’s jedenfalls kaum Klargesang. Alles ist schön heier. 🙂