Doyle - Abominator

Review

Bei “Being Human“ leben Werwölfe, Vampire UND Geister in einer WG, “Ghost Whisperer“ und “Medium“ gehen immer gut aus, bei “Moonlight“ denkt man an “Cats“, bei “Silbereisen“ können die Zombies fast tanzen, die Fledermäuse aus “True Blood“ haben ein Spiegelbild, beim “Supertalent“ machen kleine Kinder mit und bei “Vampire Diaries“ heißt einer Klaus. Und: Kaum einer gruselt sich; die Sonne scheint weiter. Nahezu unbehelligt.

Bei aller Liebe: Etwas ist faul im Staate Horror.

Wir brauchen jemanden, der sich gerade macht und den Pastorentöchtern zeigt, wo der Höllenhund die (Teufels-)Locke hat. Wir brauchen Mr. DOYLE WOLFGANG VON FRANKENSTEIN, den Misfit mit Noblesse, Sixpack und Streitaxt, auf dass der Himmel sich mal wieder ordentlich verdunkle.

Der Veteran der Grusel-Beschallung hatte immerhin sowohl bei den Punk-Misfits mit Danzig als auch der späteren Variante, in der sein Bruder Jerry Only der Chef ist, über weite Strecken seine kalten Finger im Spiel. Und er ist nun zurück, da jener die MISFITS immer weiter ins Nichts zu führen scheint. Zurück mit “Abominator“, Dr. Chud am Schlagzeug und einem dreckigen Dutzend an kompakten Krachern.
Und die Platte haut tatsächlich ziemlich rein: Die Story ist böse, das Artwork bunt und die charakteristischen Riffs fett und metallisch. Die instrumentell schon in eine ähnliche Richtung gehenden 90er-Platten der MISFITS werden hier in Punkto Schwere noch einmal getoppt.

Der (Fleischer-)Haken ist nur, dass der Sänger auf “Abominator“, Alex Story von CANCERSLUG, weder an das Timbre von Höllenelvis Danzig – bisschen vielleicht in der Single “Dreaming Dead Girls“ – noch an die glockenhelle Nachtigalligkeit des späteren MISFITS-Fronters Michale Graves heranreicht.
So fehlen trotz diverser Chöre meines Erachtens die dicken Hooks, die gefährlich kitschigen Refrains, die für die MISFITS eigentlich immer Ehrensache waren und auf deren breiter Brust das gesamte Horror-Punk-Genre ruht.

“Valley of Shadows“ erinnert an Rob Zombie, “Love Like Murder“ ist ein DOWN-artiger Southern-Sludge-Schleifer mit schnellem Ausbruch in der Mitte und das stampfende “Mark Of The Beast“ hat nicht nur im Refrain viel von metallischem Dicke-Arme-Hardcore.
Anhänger genannter Akteure im Speziellen und moderneren Metals im Allgemeinen  werden sicher hier einigermaßen glücklich. Wer wie ich mit den RAMONES im Herzen und dem Schinkengott vor Augen immer noch auf eine Rückkehr der echten MISFITS hofft, eher nicht.
Die Bepunktung ist also wie immer vollkommen und uneingeschränkt subjektiv.

Fazit: Ein paar Wölkchen sind aufgezogen, eine Taschenlampe brauche ich aber noch nicht. Höchstens, wenn ich in dem undurchdringlichen Haufen in der Kultur-Ecke meines Kinderzimmers zunehmend verzweifelt nach diesem Misfits-Sarg mit deren Frühwerk suche. Oder wenigstens der einen oder anderen BLITZKID-Scheibe. Ah… da…: Mist: GROOVIE GHOULIES. Obwohl – ordentlich geträllert wird hier wenigstens.

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24.11.2013

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