Dot Legacy - To The Others

Review

DOT LEGACY sind bereits unter anderem mit den BLUES PILLS unterwegs gewesen. Das ist ein gutes Indiz dafür, wohin die musikalische Reise für die Franzosen auf ihrem zweiten Album „To The Others“ geht. So ganz leicht macht einem das Quartett die Sache dann aber doch nicht. Zum einen ist der Sound – typisch Stoner Rock eben – sehr basslastig und trocken wie die Wüste. Zum anderen macht sich eine gewisse Experimentierfreude bemerkbar, mit der sich die Franzosen prompt vom Einheitsbrei dieses Genres abheben – und nebenher eines der unterhaltsamsten Rock-Alben des Jahres abliefern. „To The Others“ ist ein spätes Wüstenrock-Highlight geworden, auf das man jedoch gefasst sein muss, da es einen sonst auf dem falschen Fuße erwischen könnte.

Zunächst täuschen DOT LEGACY mit LED ZEPPELIN an und schlagen mit RAGE AGAINST THE MACHINE zu

Denn DOT LEGACY präsentieren sich zunächst nicht gerade als sonderlich konventionell. Der Opener „Horizons“ beginnt mit einer auf einer Oktave basierenden Basslinie. Dazu gesellen sich zunächst der raue Gesang von Damien Quintard und schließlich auch nach und nach die übrigen Instrumente. Eine Orgel legt sich subtil darunter und es wirkt so, als würde der Song auf einen großen Blues Rocker hinauslaufen. Doch plötzlich schlagen die Franzosen einen brachialen Haken und der Song wandelt sich um in etwas, dass man am besten als liebevolle RAGE AGAINST THE MACHINE-Hommage bezeichnen kann. Quintard rappt erstaunlich kompetent und mit einem beeindruckendem Flow, weit entfernt von unerträglichem Nu-Metal-Cheese, zu den fett groovenden Riffs. Die verbeugen sich passend dazu nun geschmackvoll vor Tom Morello. Und hiernach – so scheint es – werden Elemente beider Passagen zu einem Finale zusammengefügt, ehe der Song mit den einleitenden Tönen ausklingt.

Dieses Rap-Motiv wird etwas später in „5314“ wieder aufgegriffen, wobei DOT LEGACY diesmal etwas offener damit umgehen. Hier agieren die Franzosen obendrauf mit einer punkigen Rohheit, die sich wunderbar mit den aggressiven Rap-Parts ergänzt. Aufgelockert wird das Ganze mit ruhigeren Passagen, welche die Dynamik des Songs aufrecht erhalten. Der Reggae-artige Gesang in diesen ruhigeren Parts passt zudem hervorragend zum Rest der Vocals.

Dann servieren DOT LEGACY schmackhaften Stoner Rock für den Connaisseur

Diese beiden extremeren Beispiele zeigen, wie wild und unberechenbar das Songwriting der Franzosen werden kann. Wer jetzt befürchtet, dass „To The Others“ deshalb ein schrulliges Crossover-Album geworden ist, kann sich aber wieder beruhigen. Denn der „reine“ Stoner Rock wird ebenfalls mehr als ausreichend bedient, profitiert aber von der Experimentierfreude und dem Sound der Band. So ist „Grey Cardinal“ ein typischer, schwer groovender Wüstenrocker mit hohen, klaren Gitarren, die munter um den Gesang Quintards und die lässigen Backing Vocals herum wuseln. Der Refrain wird dann aber durch tiefe Bratriffs eingeleitet, die ganz tief in den Basskeller hinabsteigen und dem Stoner-Aficionado ein Grinsen über beide Ohren bescheren. Auch „Dakota“ schlägt in eine ähnliche Kerbe, ist aber etwas geradliniger gehalten.

Richtig rockig wird es bei „211“. Der Song überzeugt zum Ende hin ebenfalls mit seinem Zusammenspiel zwischen Quintards aggressivem Gesang und den Backing Vocals. Mittendrin nehmen die Franzosen dann das Tempo heraus und arbeiten auf einen gelungenen, punkigen Mittelteil hin, ehe der Song wieder zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt. „Story Of Fame“ dagegen hat einen relativ simplen, lässigen Rhythmus, um den die Saitenfraktion Merckling/Defontaine die Gitarren leichtfüßig herumtanzen lassen. Es folgt ein wieder ein kräftig rockender Part, in dessen Anschluss – wie schon im Opener – die beiden Abschnitte stilsicher zusammengeführt werden, um den Song gekonnt abzuschließen.

Qualität über Quantität

DOT LEGACY verstehen es einfach, tolle Songs zu schreiben und gekonnt umzusetzen. Kaum ein Track fällt negativ auf, die Exzentrik ist wohl dosiert und die Attitüde lässig. Mit etwas unter 35 Minuten ist der Spaß zwar relativ schnell vorbei, andererseits wären DOT LEGACY so wohl nur unnötige Längen ins Album hinein geraten. In diesem Sinne war es richtig, „To The Others“ so kurz und prägnant zu halten. Längen halten sich fern von einem Album, das durch seine wahnsinnig gute Machart einfach nur Spaß macht. Die Songs sind abwechslungsreich, gut portioniert, wohlschmeckend und obendrauf sehr appetitlich angerichtet. Gerne mehr davon.

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07.12.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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