Doro - Forever Warriors, Forever United

Review

Nicht vorhanden sind bei DORO Pesch Netz(-Strumpf) und doppelter Boden: Alle(s) für Metal! Und eben für Leder, Ketten, Nieten. „Forever Warriors, Forever United“ ist das Programm. Bei DORO geht es um den Zusammenhalt, um Wahrhaftigkeit, ums Fistraising, ums Prinzip.
Es gibt zwar leise, aber keine Zwischentöne. Das Auge zwinkert hier nicht, wird aber sehr wohl gelegentlich geflutet, denn alles kommt von Herzen. Kein Subtext. Auch deshalb ist DORO seit dreieinhalb Dekaden The German Metal Queen (TGMQ).
Auch deshalb ist DORO (TGMQ) aber seit dreieinhalb Dekaden auch Zielscheibe für viele. Zumal gerade in den potenziell bedrohlichen Balladen die innerhalb der Szene begründet und sorgsam aufgebaute Opposition zum Schlager rigoros infrage gestellt wird. So viel zum Grundsätzlichen.

DORO ist DORO

Alles Genannte charakterisiert auch „Forever Warriors, Forever United“, ein Doppelalbum mit 19 Stücken. „All For Metal“ ist zum Einstieg eine sprechend betitelte und simpel-stampfende MANOWAR-Nummer, bei der (klanglich nicht identifizierbar, aber immerhin im Video) Mille von KREATOR, TESTAMENTs Chuck Billy, SABATON und tatsächlich auch ein letztes Mal Warrel Dane (SANCTUARY und NEVERMORE) mitmachen.
„Bastardos“, „Turn It Up“, „Blood Sweat And Rock ’n‘ Roll“ und „Fight Through The Fire“ sind ebenso unspektakuläre aber, äh, schmissige Nummern zwischen klassischem Heavy Metal und hartem Rock’n’Roll. Und von Songs dieser Art hat DORO (TGMQ) 2018 noch eine ganze Reihe weiterer am Start. Auf dem ersten Album „Forever Soldiers“ in höherer Dichte als auf dem ruhigeren zweiten “Forever United”.
Letzteres prägen balladeske bzw. getragene Stücke wie „Living Life To The Fullest“, „It Cuts So Deep“ oder „1000 Years“.

Für „Forever Warriors, Forever United“ spricht …

Was heißt das jetzt unter dem Strich und uns? Für „Forever Warriors, Forever United“ spricht Folgendes: DORO (TGQM) kann singen. Wenn sie wie im letzten Drittel von „All For Metal“ mal so richtig loslegt, ist das sogar fast unvergleichlich. Zudem ist das düstere Duett „If I Can’t Have You – No One Will“ mit Johan Hegg von AMON AMARTH zwar nur die Wacken-Version einer Nick-Cave-Mörderballade, aber immerhin.
Auch erscheinen die von Verlusten der jüngeren Zeit inspirierten Momente (Lemmy!) des Albums gehaltvoll: „Lift Me Up“ und „Living Life To The Fullest“ sowie das MOTÖRHEAD-Cover „Lost In The Ozone“. Außerdem hat Helge Schneider tatsächlich ein Saxophon-Solo zu „Backstage To Heaven“ abgeliefert – alberner Helge. Und schließlich: Alles ist auf diesem Album garantiert hundertprozentig ernstgemeint.

… ebenso viel wie dagegen

Gegen „Forever Warriors, Forever United“ spricht, dass das Album über weite Strecken doch eher altbacken bzw. austauschbar und nicht charmant retro komponiert anmutet. Stiltreue geht auch anders und keins der Stücke schickt sich an, beispielsweise die Ruinen nachhaltig regieren zu können.
Des Weiteren ist es leider erneut so, dass DORO (TGMQ) bei Ausreißern fast schon bewundernswert enthusiastisch eine textliche Plattitüde an die nächste reiht. Von dem geschilderten nachgerade scorpionesken Balladen-Problem mal ganz abgesehen, wobei wenigstens die Muttersprache diesmal wenig zu melden hat und es nicht komplett den Bach in Richtung Fernsehgarten runter geht. Und schließlich: Alles ist auf diesem Album garantiert hundertprozentig ernstgemeint.

Fazit: Dass DORO (TGMQ) quasi das Maskottchen des Wacken Open Airs ist, passt auf jeden Fall – im Guten wie im Schlechten. Peace. Und Metal.

 

10.08.2018
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