Dornenreich - Her Von Welken Nächten

Review

Dem bitteren und harten Prozess der Selbsterkenntnis eines Menschenwesens inmitten einer traumhaften, welken Nacht haben Dornenreich sich auf ihrem dritten Album „Her von welken Nächten“ angenommen und in einer „Interpretation des Black Metal“ in neun Stücken umgesetzt. „Was zieht her von welken Nächten?“ – mit dieser Frage beschwört eine wispernde Stimme erstes Schaudern herauf, bevor sich dieses in einem wahrhaft berauschenden Emotionengewitter entlädt. Weitaus mehr als den Spruch „Gänsehaut statt Gänsemarsch“ kann die suggestive Kraft von Text und Ton dabei zu Leben erfüllen, denn Dornenreich entfachen einen Kanon aus wogender Sinnlichkeit und zerstörerischer Aggression. Die Referenz zum Black Metal sollte man dabei eher als eine Huldigung an die Ursprünge des Black Metals verstehen, denn als musikalische Charakterisierung, die dem komplexen und zerrissenen Wechselspiel aus Momenten unendlicher Harmonie und tobender Verzweiflung, die in ihrer Gegensätzlichkeit zugleich eine unzweifelhafte Synthese bilden, höchstens spotten würde. Dem musikalischen Ausdrucksvermögen steht der stimmliche Reichtum von Valnes an Intensität und Vielfalt in nichts nach, denn seinen Stimmbändern entschwingen mit tiefster Inbrunst verführerisch, wispernd, krächzend, schreiend und verzweifelt die Vorgänge jener welken Nacht, die in zutiefst poetischen Texten niedergeschrieben wurden. Keyboradflächen, die keinesfalls das musikalische Geschehen diktieren, wie man es leider bei vielen Veröffentlichungen verzeichnet, sondern warm schimmernde und schwebende Klänge begleiten die Kompositionen, die in eine Parallelwelt abseits rauschenden Schlagzeugspiels und brachialem Riffing entführen wollen. ( Meine )Worte können wahrscheinlich nur einen Bruchteil der Emotionen beschreiben, die Dornenreich in ihre Kompositionen einfließen lassen und diesmal, nicht zuletzt durch die fantastische Produktion von Markus Stock, noch intensiver umgesetzt wurden als auf „Bitter ist’s dem Tod zu dienen“. Lass Dich einhüllen von welken Nächten und „fühle nun selbst, was diese Dir brächten, was sie Dir bringen … sie schon brachten.“

07.02.2001
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