Dornenreich - Flammentriebe

Review

Wie die Zeit doch vergeht. Seit 15 Jahren bestehen DORNENREICH inzwischen. Und vor 10 Jahren erschien „Her von welken Nächten“, für viele Anhänger DAS gewaltige (Black-Metal-)Referenzwerk, und mittlerweile ist auch „In Luft geritzt“, das Akustikalbum, schon 2,5 Jahren alt. Auch wenn jede Veröffentlichung von DORNENREICH von einer in sich eigenen Identität und eigenem Charakter geprägt war und ist, so muss ich diese beiden Werke anführen, wenn es um eine Rezension vom neuesten Album „Flammentriebe“ geht.

Bereits im Vorfeld wurde bekannt, dass die neuen Stücke wieder auf einem Black-Metal-Fundament fußen werden. Wie Eviga im Interview erklärt, stammt die Wortkombination „Flammentrieb“ aus dem Stück „Unruhe“ von „In Luft geritzt“. Und der Grundgedanke dieses Stücks stellt auch die zentrale Bedeutung des Konzepts hinter „Flammentriebe“ dar, mehr zu den Texten und den Hintergründen im Interview.

Personell wieder vereint mit Schlagzeuger Gilvan schlagen Eviga und Geiger Inve nicht nur hierdurch eine Brücke zu „Her von welken Nächten“. Auch die Musik ist nunmehr wieder eindeutig dem archaischen, leidenschaftlich-impulsiven und doch auch fordernden Black Metal verwurzelt. DORNENREICH entfesseln auf „Flammentriebe“ einen emotionalen Großbrand, und knüpfen dabei zwar einerseits an die eigene Vergangenheit an, ohne allerdings andererseits die Spuren der Entwicklungen der letzten Jahre zu verwischen. Vom stürmenden, dichten und dabei dennoch dynamischen „Flammenmensch“ mit infernalisch sägenden Gitarren, Akustikgitarre, wuchtigem Schlagzeugspiel mit Blastbeats und charismatischem Schreigesang bis zum abschließenden, ruhigen „Erst deine Träne löscht den Brand“ vollzieht sich ein ambitionierter, spannender Flächenbrand voller Details, vielschichtig, mit großer Dynamik und Tragik. Seien es die wunderschönen, hypnotischen, aber auch mal verstörenden Melodien der Geige, das dichteste und abwechslungsreichste Schlagzeugspiel in der Geschichte von DORNENREICH, die rhythmischen Riffs, das Flüstern oder die akustischen Intermezzi. Dissonanz und Harmonie, Laut und Leise gehen Hand in Hand. Denn trotz aller Wechsel geht alles fließend ineinander über.

„Flammentriebe“ ist purer schwarzer Edelstahl, intensiv glühend, brennend erhaben und mächtig. Ein Werk von zeitloser Eleganz und faszinierend mystischer Aura. Das siebte Album DORNENREICHs entfacht einen unbändigen Feuersturm, ein loderndes Manifest des Black Metals. Doch bleibt nicht verbrannte Erde zurück – nur ein Menschlein, fast erdrückt von der emotionalen Wucht des Gehörten, und gleichzeitig auf wundervolle Weise befreit. Doch Vorsicht, verbrenne dir weder Finger noch Seele!

28.01.2011

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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