Dordeduh - Har

Review

Nach neun Jahren veröffentlichen die rumänischen Metaller DORDEDUH endlich ihr Zweitwerk „Har“, und hat man den langen Zeitraum seit „Dar De Duh“ (2012) Revue passieren lassen, stellt sich automatisch folgende Frage: Habe ich denn Erwartungen an ein solches Album, vor allem da die Band nach dem Split von NEGURA BUNGET bereits eine leichte Kurskorrektur vorgenommen hatte? Oder besser gesagt: Sie hat ihren Sound für weitere Einflüsse geöffnet.

DORDEDUH haben ihren Sound für weitere Einflüsse geöffnet

Das schreibt die Band um die beiden treibenden Köpfe Edmond „Hupogrammos“ Karban und Cristian „Sol Faur“ Popescu nun weiter fort, und somit sollte man als Hörer erst einmal durchatmen: Ja, Black Metal ist der Background und auch teilweise noch hörbar, aber daran eine Erwartung zu knüpfen, würde unweigerlich in Enttäuschung münden. DORDEDUH inkorporieren nämlich einen ganzen Strauß von Einflüssen: elektronische Elemente, Folk, Gothic, Rock, Psychedelia, Prog, Pop… Die Liste ist eigentlich so lang, wie das Album Tracks hat.

Zu Beginn steht der heftige und epische Opener „Timpul întâilor“, dessen sanfte Zwischenstücke Gänsehaut erzeugen – ja, das sind einfach sehnsuchtsvolle Melodien, die da eingestreut werden. Weiter geht es über das eingängige „Descânt“ (mit seinen markanten Gesangslinien) bis hin zu perkussiven Zwischenspielen wie „Calea magilor“. „De neam vergur“ steht ebenso für Black Metal wie für seine tropfenden Keyboards, und dann gibt es noch filmische Blockbuster wie „Vraci de nord“ – was letztlich nur bedeuten soll, dass der überlange Titel stringent und pompös aufgebaut ist.

„Har“ atmet Sehnsucht, Naturbezogenheit und Mystik

Was „Har“ aber sehr stark prägt, ist einmal der rumänische Gesang, dessen Bedeutung man vielleicht nicht erfasst (wenn man denn die Sprache nicht beherrscht), man aber die Sehnsucht, die Naturbezogenheit, die Mystik spürt. Und auch wenn das Album ziemlich viele (flächige) Keyboards enthält, sind es doch eher die folkloristischen Elemente und Rhythmen, die das Album prägen. Hupogrammos und Sol Faur haben tief in der bäuerlichen Kultur ihrer Heimat gegraben, haben ihr einige Geheimnisse entlockt und daraus acht Stücke geformt, die fast durchgehend die Spannung hoch halten können – und, wie zu Beginn schon notiert – auch ab und zu Gänsehaut erzeugen.

Wer also folkloristisch geprägten Metal mag, der gerne angeschwärzt ist, liegt bei „Har“ also goldrichtig – hat man DORDEDUH nicht sowieso schon auf dem Zettel stehen. Dann aber sollte mit eingerechnet werden, dass die Rumänen sehr viel auf Atmosphäre und mystische Stimmungen setzen und weniger auf Black-Metal-Gewitter.

02.06.2021

- Dreaming in Red -

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