Divine Empire - Nostradamus

Review

Nostradamus habe ich mir eigentlich immer als alten Mann mit langem Bart vorgestellt, der schon morgens nach dem Aufstehen vom Ende der Welt faselt. Dass der jetzt jedoch so dermaßen Arsch tritt, stellt mein Weltbild auf den Kopf! Ich muss zugeben, ich hab den Kerl unterschätzt. Aber mir den Knaben vorzustellen, wie er im Rentnerstaat Flordia auf seiner Gartenliege rumflackt, und sich Death Metal Riffs ausdenkt, überfordert meine Phantasie dann doch etwas. Eigentlich stehen die Lorbeeren ja auch seinen Fans von Divine Empire zu, die schließlich ihr neues Album nach dem alten Mann benannt haben. Wie auch immer, was der Name des Alten hier ziert, hat Hand und Fuß und macht verdammt viel Spaß! Divine Empire spielen High Speed Florida Death Metal, der vor den Grenzen des Genres keinerlei Respekt hat. So klingt das Album grob wie das fehlende Glied zwischen Misery Index und Vader und vereint zügellose Hochgeschwindigkeitspräzision mit coolen Melodien und absolut moshpittauglichen Grooveparts. Dabei ist das Resultat angriffslustig wie eine Schüssel Piranhas und tight wie Verstopfungsschiss. Jeder einzelne der zehn Songs überzeugt durch eine eigene Stärke, die ihn von den anderen unterscheidet, sodass zu keiner Zeit Langeweile aufkommt. Durch variable Stimmarbeit (grunzen und keifen), durch teils filigranes Gefiedel, teils thrashiges (!) Riffing, durch gnadenloses Geschredder, das sich mit schwedisch anmutenden Leads abwechselt, und durch kompakte Songstrukturen schaffen es die Jungs um Jason Blachowicz (Ex-Malevolent Creation), hier ein absolut hochklassiges Feuerwerk an abwechslungsreichem Death Metal zu zünden. Der absolute Knüller ist jedoch „The Pain Remains“, eigentlich ein Instrumental, das so gekonnt ein immer wiederkehrendes Filmsample über das Riff legt, dass es wirkt, als wäre es nur für diesen Song gemacht worden! Dabei kommt das ganze so catchy rüber, dass man seine liebe Not hat, sein Hirn wieder für überlebenswichtige Funktionen freizukriegen. Dass die Scheibe dabei nur eine halbe Stunde lang ist, ist eigentlich egal, weil einem bei dieser Spielfreude selbst eine Stunde wie 20 Minuten vorkommen würde. Die Buben haben sich einfach auf das Wesentliche konzentriert und den Rest über Bord gekippt. Der Mucke tut’s gut und Nostradamus kann’s eigentlich auch nur recht sein. Schließlich steht sein Name auf dem Teil. Ganz groß!

02.03.2004
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