„Asylum“ (2010), vor allem aber „Indestructible“ (2008) ist ein Album, das musikalisch sehr durchwachsen ist. Diesbezüglich muss sich niemand etwas vormachen. Natürlich gibt es auf diesen Alben einige Perlen zu entdecken, aber kein einziger Song konnte diese umwerfende Magie eines Longplayers wie „Ten Thousand Fists“ (2005) erreichen, und irgendwie hat man das Gefühl, dass die Luft raus ist. Das haben offensichtlich auch Frontmann David Draiman und Co. bemerkt und inzwischen eine längere Pause angekündigt. Ob und wie es mit DISTURBED weitergehen wird ist fraglich…
Der Zeitpunkt ist also genau richtig zu beweisen, dass DISTURBED ihr Pulver noch nicht (ganz) verschossen haben: Mit „The Lost Children“ veröffentlicht die Band nicht einfach nur ein Best-Of, sondern ein Sammelsurium aus B-Seiten und anderen Raritäten, die es bisher nur auf teuren Importen oder Limited Editions gab, und damit höchstens Hardcore-Sammlern vorliegen, allen anderen aber noch nicht, und damit macht diese Compilation durchaus Sinn, auch im Zusammenhang mit dem großartigen Artwork, das ich persönlich als das bisher stärkste der Band betrachte. Außerdem haben die Jungs aus Chicago zwei Coverversionen und eine nagelneue Nummer, „3“, die zwar bereits vor einigen Wochen als Download verschenkt wurde, aber jetzt auch noch einmal eine amtliche Veröffentlichung erfährt, beigelegt und runden den positiven Gesamteindruck damit ab.
Dass DISTURBED ihren völlig eigenständigen Sound haben, der nicht zuletzt auf die markante Intonierung von Sänger Draiman zurückzuführen ist, steht außer Frage. In dieser Hinsicht überraschen dann natürlich Songs wie „Leave It Alone“ oder „Dehumanized“, die aus dem typischen Muster ausbrechen und auch im Gesang variieren: „The Lost Children“ überzeugt mit Songs, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht auf den regulären Alben zu hören waren und somit auch Neueinsteigern einen umfassenden Einblick in das Wirken und Schaffen dieser Band verschafft. Hoffen wir also, dass DISTURBED zu einem kreativen Höhenflug zurückfinden, der in (fast) jedem der Tracks auf „The Lost Children“ zu finden ist, und dies nicht die letzte Veröffentlichung der Band ist.
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