Disturbed - Immortalized

Review

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DISTURBED-Gitarrist Dan Donegan ist uns vor einiger Zeit in einem Interview Rede und Antwort gestanden. Der sympathische Amerikaner schürte darin die Erwartungen an das neue Album „Immortalized“ und zeigte sich zuversichtlich was das neue Material angeht. DISTURBED müssen sich mit diesem Album also beweisen, vor allem, da sich insbesondere Fans der Band vom 2010 erschienenen „Asylum“ bitter enttäuscht zeigten. Gelingt ihnen das? Nun, ich kann euch beruhigen. Ein zweites „Asylum“ steht uns nicht ins Haus. Ein zweites „Ten Thousand Fists“ aber auch nicht, obwohl man diesen Eindruck am Anfang der Platte bekommen könnte.

Denn nach einem kurzem Intro fahren DISTURBED mit den ersten Songs „Immortalized“ und „The Vengeful One“ (welche beide vorab veröffentlicht wurden) einen Sturm DISTURBEDscher Art auf, bei dem Fans frohlocken dürfen. Man merkt, dass die Band um Fronter David Draiman die Songs, nach langer Zeit des digitalen Songwritings, im Proberaum erdacht hat und sich auf ihre Wurzeln besinnen möchte. Der Titeltrack „Immortalized“ bietet alles, was der geneigte Fan sucht: Den großartigen, inbrünstigen Gesang Draimans, einen epischen Refrain und generell eine tolle, kraftvolle Atmosphäre. Genauso verhält es sich mit „The Vengeful One“. Ein eingängiges Intro-Riff beginnt den Titel, um nach kurzer Ruhephase in den bombastischen Refrain überzugehen, welcher dermaßen gut ist, dass man den Finger als Hörer kaum vom Repeat-Knopf nehmen möchte.

DISTURBED sind also zurück und wollen es krachen lassen. Diese Message ist bis hierhin angekommen. Auch die folgende Nummer „Open Your Eyes“ überzeugt durch massive Power und einen tollen Refrain, welcher mit „Immortalized“ und „The Vengeful One“ aber nicht mithalten kann. In meinen Augen war es aber seit jeher der Fall, dass DISTURBED auf ihren Alben immer ein paar „Übersongs“ hervorbrachten und der Rest, wenn auch solide bis richtig gute Kost, damit nicht mithalten konnte. Die erste Ernüchterung des Albums folgt mit „The Light“. Eine Ballade aus der Kehle von Draiman, welche richtig schmalzig daherkommt? Nein, das braucht man nicht und überspringt man nach mehreren Hördurchgängen beherzt. Ein Ausrutscher darf ja mal sein, oder?

Denn „What Are You Waiting For“ ist absolut grandios und steht den ersten beiden Highlights in nichts nach. Dann kommt plötzlich der Umbruch. „You’re Mine“, „Who“, „Save Our Last Goodbye“, „Fire It Up“ – fast die komplette Mitte des Albums hängt durch. Versteht mich nicht falsch, die Songs sind zwar nicht schlecht und andere Bands würden dafür sicher Frau, Haus und Auto hergeben, aber für DISTURBED-Verhältnisse sind sie einfach nicht gut genug. Bandtypische, tausendfach gehörte Songstrukturen (bis auf wenige Ausnahmen) und fehlende Highlights machen die Mitte von „Immortalized“ zu einer Enttäuschung, glaubt man nach den ersten großartigen Songs noch, dass DISTURBED endlich wieder ein großartiges Album veröffentlicht haben. Auch die zugegebenermaßen gut gemachte Coverversion des SIMON & GARFUNKEL-Klassikers „The Sound Of Silence“, in welcher Draiman sich auf neues gesangliches Terrain begibt und seinen Job dabei außerordentlich gut erledigt, macht das nicht wett.

Das Ende von „Immortalized“ kriegt mit Songs wie „Never Wrong“ und „Who Taught You How To Hate“ zwar die Kurve, denn diese beiden Titel und insbesondere „Never Wrong“ können wieder ordentlich was. Der bittere Nachgeschmack ist leider trotzdem vorhanden.

In der Deluxe-Variante des Albums darf man im Anschluss noch drei Bonustiteln lauschen, welche allesamt gut gelungen sind, aber für eine Wertung nicht herhalten können.

Fazit: Ja, DISTURBED sind zurück und haben mit „Immortalized“ nicht das schlechteste Album ihrer Karriere vorzuweisen, das beste aber auch nicht. Seien wir mal ehrlich: Alben wie „Ten Thousand Fists“ oder „Indestructible“ werden DISTURBED wohl nicht mehr schreiben. Dennoch hat „Immortalized“ einige Highlights am Start. „Immortalized“, „The Vengeful One“, „Open Your Eyes“ und „What Are You Waiting For“ sind absolute Kracher und besonders „The Vengeful One“ ist einer der besten Songs, die die Band in den letzten Jahren geschrieben hat. „Immortalized“ leidet jedoch über zu viele Songs an Spannungsarmut und qualitativen Schwankungen, sodass mehr als sechs Punkte nicht drin sind. Fans von DISTURBED dürfen gerne ein Ohr riskieren, denn, wie gesagt, sind die gelungenen Titel bombastisch gut. Zu hoch sollte man die Erwartungen an das Album aber nicht stecken.

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14.08.2015

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