District 97 - Hybrid Child

Review

Die Prog Rocker DISTRICT 97 aus Chicago werben damit, die weltweit einzige progressive Kapelle zu sein, die eine “American Idol“-Finalistin (Leslie Hunt) und eine virtuose Cellistin des Chicago Symphonie Orchesters (Katinka Kleijn) in ihren Reihen hat. Nun legt die Band mit “Hybrid Child“ ihr Debütalbum vor. Schon die Tatsache, dass es sich dabei um eine Prog Rock-Scheibe handelt, ist Grund genug, sich intensiver mit dem Werk zu befassen, denn es gibt viel zu wenige Blutauffrischungen im Genre. Umso schöner, dass ein junges Sextett auszieht, um diesen Zustand zu ändern.

Das Album stellt sich als Reise durch die Geschichte des Progressive Rock dar: Es wechseln sich metallische Parts, inspiriert von Bands wie MESHUGGAH, mit traditionellem Prog Rock der Marke YES, LIQUID TENSION EXPERIMENT oder SPOCKS BEARD ab, wobei letztere Einflüsse deutlich dominieren. Die Platte gliedert sich in zwei Teile: Vier reguläre Songs und ein in zehn Parts unterteiltes Epos namens “Mindscan“.

Der Opener “I Don´t Wanna Wait Another Day“ ist nicht sehr gelungen, kommt er doch gezwungen progressiv daher und beinhaltet zahlreiche nervtötende Wiederholungen. Das folgende “I Can´t Take You With Me“ ist schon deutlich interessanter. Einige Passagen erinnern melodisch stark an NEAL MORSE – was durchaus als Kompliment zu verstehen ist. Und auch die variationsreiche Stimme Leslie Hunts kommt hier wesentlich besser zur Geltung. “Termites“ ist der mit Abstand aggressivste Song des Albums und weiß durchaus zu gefallen: Er ist geprägt von verschachtelten Rhythmuswechseln, die auf die Auflösung in einen gefälligen Cellopart hin arbeiten. Gegen Ende nimmt das Lied wieder Fahrt auf und mündet sogar in Growls. Das Epos “Mindscan“ arbeitet sehr viel mit Synthesizer-Sounds und Klangexperimenten und ist ganz klar angelehnt an alte Helden wie YES und RUSH. Phasenweise schimmert eine Brise TRANSATLANTIC oder FLOWER KINGS durch. Und ganz selten gibt es auch härtere Passagen zu erlauschen. Hervorzuheben ist der locker-leichte, fast eingängige Mittelteil mit GENESIS-Referenzen. Vor allem Patrick Mulcahy am Bass leistet hier ganze Arbeit, wenn er geschickt Akzente durch Slapping-Parts und Läufe in den oberen Tonlagen setzt.

Abschließend bleibt zu sagen, dass die Band zwar ihr musikalisches Handwerk prächtig versteht. Leider hakt es aber an einigen Stellen beim Songwriting. Vielleicht hätte sich die Band eher für das Motto “Klasse statt Masse“ entscheiden sollen, denn einige Klangexperimente sind schlicht überflüssig. Hierbei denke ich vor allem an “Mindscan IV: Examination“, welches durchweg aus einem tiefen Brummen und Stimmsamples besteht. Immerhin sind gute Ansätze erkennbar und die Instrumentierung mit dem Cello ist mal was anderes.

15.09.2010
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