Distress - The Mourning Sign

Review

Was ist es denn nun? Doom Metal, Dark Metal, Gothic Metal? Seit dem ersten Durchlauf hadere ich mit mir, welche Schublade die Mucke von DISTRESS denn nun am besten beschreiben würde, nur um zu dem Schluss zu kommen, dass es wohl eine Mischung aus allen sein wird. Doom macht jedoch zweifellos den Löwenanteil am zweiten Werk der vier Franzosen aus, da bei aller Forschheit, die das Material in sich birgt, stets die prägende Melancholie mitschwingt, die sich häufig in aggressiven Ausbrüchen entlädt. Ein wenig END OF GREEN und ANATHEMA, etwas mehr mittelalte PARADISE LOST, MY DYING BRIDE oder KATATONIA und viel THE OLD DEAD TREE nährt die zehn Songs, die, jeder für sich, durch schöne Arrangements und individuelle Merkmale überzeugen können. Akzente wie die wiederkehrenden beschwörenden Formeln („Hear my call“) in „Another Babylon“ oder ein vollkommen ohne musikalische Begleitung rezitiertes Gedicht, welches „Sinking Into Oblivion“ beschließt, verleihen „The Mourning Sign“ eine enorme Griffigkeit und Wiedererkennungswert.
Neben tiefen Death Metal Growls stehen gleichberechtigte cleane Vocals, die oft klagende Züge annehmen und bisweilen in verzweifeltem Pathos schwelgen. Das Riffing ist ebenfalls häufig todesmetallischer Prägung und färbt so öfter ganze Passagen ein, beweist aber durch klassische Heavy Metal Anleihen und kleine Zitate wie das beinahe katatonische Moll-Riff in „Delirium Tremens“ viel Aufgeschlossenheit. Diese bilaterale Parallelität der Instrumentalfraktionen wird ergänzt durch die Akustikklampfe, die eine wichtige stimmungsbildende Rolle spielt, immer wieder schöne Akzente setzt, die heftigen schnellen Parts konterkariert und die Melancholie versüßt. Dieses Konzept ging schon bei DISTRESS‘ Landsmännern THE OLD DEAD TREE auf, bei denen jedoch die cleanen Vocals eine wesentlich wichtigere Rolle spielen. In Sachen Eingängigkeit und Intensität stehen ihnen die DISTRESS’schen Kompositionen aber in kaum etwas nach.
„The Mourning Sign“ ist somit nicht nur eingefleischten Doomstern zu empfehlen, sondern auch Leuten, die melancholischem (Death) Metal ohne Scheuklappen etwas abgewinnen können. Bis zum nächsten THE OLD DEAD TREE Album wird man mit DISTRESS also wirklich gut bedient!

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01.02.2005

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