Dissonant - Dörpelgatz

Review

Seit mittlerweile zwanzig Jahren sind die Bayern von DISSONANT nun im Untergrund aktiv und kommen dieser Tage mit ihrem neuen Album „Dörpelgatz“ um die Ecke. Moment – zwanzig Jahre? Untergrund? Wenn man mal von der durchaus plausiblen Möglichkeit absieht, dass sich der Dreier bewusst für eine musikalische Existenz unterhalb des Radars entschieden haben könnte, muss es doch dafür irgendwelche Gründe geben, oder!? Ein paar mögliche Gründe sehe ich tatsächlich, doch dazu dann später…

Zunächst möchte ich klar herausstellen, dass ich DISSONANT ihre langjährige musikalische Aktivität sofort anmerke: Die Jungs wissen aus technischer Sicht, was sie tun – es gibt keine typischen „Anfängerfehler“ mehr, die Songs sind gut arrangiert, souverän eingespielt und -gesungen; DISSONANT verzetteln sich auch nirgends, sondern kommen auf den Punkt. Es gelingt ihnen dabei, stilistisch breit aufgestellt zu agieren – auch wenn die auf der Facebook-Präsenz DISSONANTs genannten Begriffe „Power Metal“, „Death Metal“ und „Black Metal“ ein ziemlich klarer Fall von Wunschdenken sind. Im Wesentlichen sind DISSONANT nämlich im klassischen Heavy Metal daheim, verarbeiten jedoch auch Einflüsse aus seichtem Doom Metal, zahmen Thrash Metal sowie Rock und Blues.

So weit, so… souverän. Wenn DISSONANT aber offenbar kaum etwas „falsch“ machen – wieso haben sie in der Vergangenheit nicht mehr Aufmerksamkeit bekommen? Wieso wird sich das auch mit „Dörpelgatz“ nicht großartig ändern? Nun, DISSONANT machen zu wenig „richtig“. Was heißt das jetzt? Das heißt zum Beispiel, dass die vierzehn Songs zwar souverän absolvierte Musikstücke sind, aber auch nicht mehr als das. Die Motive sind zu generisch, um dauerhaft im Ohr hängen zu bleiben; ihre Umsetzung ist zu „gewöhnlich“. Es ist schon sehr bezeichnend, dass ein Album mit vierzehn (objektiv betrachtet) stilistisch durchaus variablen Stücken mir trotzdem im Gedächtnis bleibt als ein Album ohne echte Höhepunkte. „Dörpelgatz“ fehlt – auch wenn der Titel Anderes suggeriert – das Alleinstellungsmerkmal.

Diesen Eindruck verstärkt auch die inhaltliche Ausrichtung der Titel: „In meinem Kopf“ klingt (auch aufgrund der Klangfarbe des Gesangs) wie ein SUBWAY TO SALLY-Tribut ohne mittelalterliche Dudelei, „Das Todeslicht“ versucht sich in einer ernsthaften(?) Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit, „Da Hu-Bär“ klingt wie der Versuch einer betont humoristischen Verneigung vor BELA B.s Solo-Aktivitäten, „Dörpelgatz“ ist der (gescheiterte) Versuch sprachlicher Extravaganz… Man merkt: So richtig einheitlich agieren DISSONANT auf inhaltlicher Ebene nicht – und so mittelmäßig „Dörpelgatz“ auf musikalischer Ebene wirkt, so unentschlossen wirkt es inhaltlich.

Das war jetzt ganz schön viel Kritik – ich will „Dörpelgatz“ aber auch nicht schlechter machen als es ist. Die gute Dreiviertelstunde bietet ohne jeden Zweifel durchaus unterhaltsamen Rock / Metal, der zwar zu keiner Sekunde das Mittelmaß verlässt – aber auch nicht „nach unten“. Man merkt auch, dass die Musiker sehr viel Freude an dem haben, was sie mit DISSONANT tun – und das ist das Wichtigste.

03.05.2015

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