Dissection - Maha Kali
Review
Da ist sie nun also, die neue Dissection Single. Und sie wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Zuerst einmal: heißt man nun Dissection oder inzwischen etwa „Rebirth Of Dissection“? Die konstante Verwendung Letzteren bei Webauftritt, Merchandise und jetzt auch noch auf der neuen Single bringt einen ganz schön ins Schlingern, was den politisch korrekten Gebrauch des Bandnamens angeht. Möglich ist wohl beides, und wenn ich mir so anhöre, was sieben Jahre Knast aus der einst brillanten Musik dieser Ausnahmetruppe haben werden lassen, so ist eine Umbenennung wohl die einzig richtige Konsequenz.
„Maha Kali“ ist in meinen Ohren kein Dissection mehr. Waren „The Somberlain“ und „Storm Of The Light’s Bane“ Alben, die vor düsterer, morbider Atmosphäre, kongenialen Melodie- und Spannungsbogen und einem stilprägenden Vibe nur so übersprudelten, stellt die vollzogene Metamorphose den Verdauungstrakt vor eine schier unüberwindbare Aufgabe. Zwar ist der Groove noch immer vorhanden, jedoch in einer so veränderten Form, dass ich es in Bezug auf das, wofür Dissection einst standen, als „pervertiert“ bezeichnen will. „Maha Kali“ ist ein Gute-Laune-Song mit beschwingtem Rhythmus und fröhlich aufspielenden Gitarren, die jeden Biss verloren haben, in einem Sound ohne Ecken und Kanten. Wo früher „moonless skies“ und „Black Horizons“ die Szenerie prägten, scheint man heute lustig trällernd über eine bunte Blumenwiese zu hüpfen und mit anderen Blumenkindern der namensgebenden bösen Hindu-Göttin Gänseblümchenkränze zu flechten. Was ist nur geschehen? Was mischen die schwedischen Justizbehörden ins Knastwasser? Sollte man „Maha Kali“ Vergleichen unterziehen, müssten wohl Namen wie In Flames oder Edge Of Sanity fallen. Das sind natürlich beileibe keine schlechten Bands, aber eben keine, mit denen ich Dissection in Verbindung gebracht haben möchte. Das Grundriff des Songs ist ziemlich unverändert „Hell Is Where The Heart Is“ von Dan Swanös Recken entnommen, während die Twinguitars stark göteborgisch eingefärbt sind und somit die Hauptschuld am Frühlingsfeeling tragen. Irritierendstes Element und dadurch größter Störfaktor ist jedoch das äußerst befremdliche Akustikbreak mit dem verzogenen Frauengesang (!). Zusammen mit dem sehr warmen, sauberen Sound ergibt das ein charttaugliches Pophitpotenzial, das wohl auch den Videoclip zum Song erklärt.
Wer wird denn die Flinte gleich ins Korn werfen? Schließlich macht eine Schwalbe noch lange keinen Sommer! Hab ich mir auch gesagt, und dass man nach einer so langen Auszeit vielleicht erst einmal Anlaufprobleme hat und einen Fehlstart hinlegt, kann man auch verzeihen. Dass man jedoch als B-Seite eine neu aufgenommene Version von „Unhallowed“ (im Original auf „Storm Of The Light’s Bane“ und somit (un-)heilig zu sprechen!) mit auf die Scheibe presst, die den Eindruck des Titeltracks auch noch unterstreicht, lässt jedes gute Zureden ungehört verhallen! Denn mit diesem Lückenfüller (Sakrileg!) hat man sich gleich doppelt ins eigene Fleisch geschnitten! Zum einen hat man damit einen absoluten Referenzsong nachgeschaltet, der den Titeltrack endgültig als laues Lüftchen entlarvt. Zum anderen hat man diesen Klassiker mit demselben Sound geschändet, der auch „Maha Kali“ schon so zahnlos wirken lässt.
Vielleicht setze ich zu hohe Erwartungen in Dissection. Die alten Releases rechtfertigen diese jedoch voll! „Maha Kali“ enttäuscht sie dagegen. Noch tröste ich mich damit, dass der Großteil des Ende 2005 erscheinenden neuen Longplayers schon vor Jons Inhaftierung fertig gestellt war und somit vielleicht mehr Parallelen mit den alten Meilensteinen aufweist. Ich hoffe inständig, dass „Maha Kali“ nicht als repräsentativ für die neuen Dissection steht. Denn für sich gesehen, ist der Song zwar ganz nett, einem Status als Dissection Song wird er jedoch nicht gerecht. Das einzig Schöne an dieser Single ist, Jons Stimme wieder hören zu können, die noch immer dieselbe Krächzende, Rauchige ist wie vorher. Noch ist nicht alles verloren!
Dissection - Maha Kali
Band | |
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Wertung | — |
User-Wertung | |
Stile | Death Metal |
Anzahl Songs | 2 |
Spieldauer | 12:06 |
Release | 2004-11-15 |
Label | Escapi Music |