Man kann sich geradezu vorstellen, wie die Kanadier DISPLAY OF DECAY, die seit 2007 musikalisch berserkern, ihren US-Genre-Kollegen fies grinsend über die Grenze winken und denken „Was ihr könnt, können wir schon lange“. Und trotzdem wird ihr Proberaum mit Flaggen und Postern von DEICIDE, IMMOLATION, MORBID ANGEL, CANNIBAL CORPSE, CRYPTOPSY und anderen Referenzbands tapeziert sein. All diese Vergleiche hört man auf „Dust Of Existence“ recht gut, nur vom Sound könnten sich einige der genannten Combos inzwischen eine blutige Scheibe abschneiden – der knallt außerordentlich ansprechend aus den Boxen, huldigt knarzend dem Underground und krönt das gern genutzte Wort „oldschool“ herrlich organisch.
„Dust Of Existence“ geht hinsichtlich der Studioalben als Debüt-Nachfolger in die Diskografie-Geschichte von DISPLAY OF DECAY ein, ist aber keinesfalls die zweite Veröffentlichung. Hinzu kommen drei EPs, von denen eine im Jahr 2014 zwischen dem nach der Band benannten Studiowerk Nummer eins und dem aktuellen Langspieler platziert wurde: „Outbreak Of Infection“, allerdings ohne Song-Doppelung in Bezug auf das neue Material – so ist richtig! Interessant sind vor allem die tiefen Growls, denn die wüten so nah am Organ von Glen Benton, dass man das Gefühl hat, eine der alten Platten von DEICIDE zu hören.
Songstrukturell gehen DISPLAY OF DECAY erwartungsgemäß direkt zu Werke, auch wenn „Dust Of Existence“ hin und wieder überrascht – doch das ist minimalistische Originalität. „Created To Kill“ setzt vom Start weg thrashige Akzente und untermalt so die andere Extreme-Metal-Seite neben brutalem Death Metal. Der massive Groove zu Beginn von „Maruta“ (erinnert etwas an „Scourge Of Iron“ von CANNIBAL CORPSE) ist ein prächtiges Beispiel für die stampfende Midtempo-Ausrichtung mancher Lieder, auch wenn es nicht allzu lange dauert, bis schnittige Stakkato-Schnetzelei die Geschwindigkeit verändert. Im Mittelteil erhält auch der traditionelle Heavy Metal ein wenig Freiraum, anschließend wird das Gaspedal wieder betoniert, bevor ein filigraneres Solo durch die Nummer fliegt. Dass DISPLAY OF DECAY auch ruhig können, beweist der episch angelegte Anfang vom Titelsong, dazu gibt es Unwetter-Samples. Natürlich alles nur, um die darauffolgende Brutalität besser zur Geltung kommen zu lassen. Trotzdem kurios, dass sich der Song im Vergleich beinahe rockig entfaltet, wobei das Riffing hier insgesamt eher von der Stange kommt. Nicht so die Gitarrenarbeit zum Ende von „Messiah Complex“ – unbedingt antesten und abgehen!
Nun denn: „Dust Of Existence“ ist ein überwiegend schnörkelloses, einwandfrei produziertes Brutal-Death-Metal-Album mit satter Thrash-Dosis, das im Rahmen der Möglichkeiten und Interessen kreativ (in „Maruta“ beispielsweise) sein kann, grundlegend aber mitten in die Fresse und unweigerlich in den Nacken geht.
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