Disperse - Foreword

Review

Es gibt diese Bands, die es schaffen, ihre Musik auf zwei getrennten Ebenen funktionieren zu lassen, die unabhängig voneinander ihre ganz eigene Art von Hörvergnügen bereiten können. Über der progressiven, teils vertrackt ausufernden und rhythmisch anspruchsvollen Instrumentalebene schwebt dabei oft ein überraschend zugänglicher, atmosphärischer Pop-Song. Das englisch-polnische Kollektiv DISPERSE versucht sich mit den elf Kompositionen seines dritten Studioalbums „Foreword“ an eben dieser Herangehensweise.

Songs, die auf mehreren Ebenen funktionieren

Vordergründig funktionieren Songs wie der Opener „Stay“ oder „Tether“ dabei mit weichen Synthie-Einsprengseln und gepitchten Vocal-Samples wie halt so mancher LINKIN-PARK-Song jüngeren Datums auch funktioniert. Dazu gehört, dass man sich in den besonders euphorischen Parts auch mal wie in der O2-Werbung fühlt – und in den verträumteren wie bei ALCEST zur Zeiten des mittlerweile ja wieder geschlossenen „Shelter„-Kapitels. Bisweilen finden auch programmierte Beats Einzug in das durch und durch entspannende, bisweilen loungeartige Soundbild.

Da passiert es nur allzu schnell, dass man vertrackte Schlagzeug-Parts und außergewöhnliche Akkord-Wechsel wie in „Sleeping Ivy“ beim nebenher Genießen einfach mal überhört. Auch die schiere Länge eines Tracks wie „Does It Matter How Far“ gerät angesichts der vordergründigen Leichtigkeit des Materials schnell in Vergessenheit. Schwerere Gitarren werden sparsam, wenn aber mit äußerster Effizienz und für den maximalen Effekt („Foreword“) eingesetzt. Der Opener „Stay“ geht bisweilen sogar deutlich in die Djent-Richtung, bleibt damit aber (glücklicherweise) eine Ausnahme.

DISPERSE mit einem starken Werk, das sich aus verschiedensten Genres speist

Alles in allem haben wir es bei „Foreword“ mit einem hochanspruchsvollen Werk zwischen Progressive Rock, Post Rock und Shoegaze mit zwischenzeitlichen Lounge- und Ambient-Elementen zu tun. Auf den ersten Blick zugänglich und von einer warmen Grundatmosphäre getragen, erschließen sich die unterliegenden, bisweilen meisterhaften Instrumentalkompositionen erst bei bewusstem Eintauchen in das Gebotene. Hängen bleiben zwar nur wenige explizite Momente von „Foreword“, diesen Anspruch scheinen DISPERSE mit ihrer atmosphärischen Herangehensweise allerdings auch nicht zu haben.

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17.02.2017

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