Wir alle kennen ja diesen verklärten Blick in die Vergangenheit und dieses „Die erste Scheibe war ganz klar die beste!“-Geschwafel. Und es gibt ja auch nicht wenige, die behaupten, DISMEMBER hätten ihr Opus Magnum bereits mit diesem Debüt veröffentlicht. Das sehe ich etwas anders, für mich hat diese einzigartige Band ausnahmslos Platten auf und jenseits der Acht-Punkte-Linie fabriziert, ohne Wenn und Aber. Und für diese respektable Leistung war „Like An Ever Flowing Stream“ eigentlich „nur“ so etwas wie der Startschuss, dem noch einige weitere Höhepunkte folgen sollen. Doch das man bei diesem Erstling um die Höchstnote gar nicht drum herum kommt, steht auch völlig außer Frage.
DISMEMBER mit einem der stärksten Death-Metal-Debüts überhaupt
Dieses geniale Cover von Dan Seagrave, dieses Bandfoto mit den fünf blutbeschmierten jungen Schweden, dazu mit Nuclear Blast eine der (zumindest zu dieser Zeit) aufstrebenden Kaderschmieden im Rücken, und natürlich der Zeitpunkt generell, schließlich gab es für Death Metal kaum eine spannendere Zeit als rund um 1990 herum. Es hat einfach alles gepasst, die Zeichen standen zu recht auf Sturm. Aber selbstverständlich benötigt man für den Frontalangriff auch bockstarke Mucke selber, und DISMEMBER lieferten!
Alleine schon dieser düstere Einstieg inklusive Regen und Donner und die dann einsetzende Lead-Gitarre, das alles geht ohne Umschweife direkt durch Mark und Bein, absolut genial. Und so dauert es keine Minute und man ist tief drin im ureigenen Schweden-Tod von DISMEMBER. Wieder entkommen? Unmöglich! Da passt die wohl dosierte Härte, da knarzt Matti Kärki in seinem ganz speziellen Stil und da schütteln sich die Jungs ganz lässig immer wieder die feinsten Riffs und Melodien aus den Ärmeln. Dennoch ist die Band löblicherweise meilenweit von dem entfernt, was wenig später als Melodic Death durch die Decke schießen sollte. „Override Of The Overture“ ist ganz sicher einer der besten Death-Metal-Opener aller Zeiten. Dann kommt „Soon To Be Dead“ rasant, brutal und millimetergenau auf den Punkt. Dauert keine zwei Minuten und trotzdem ist alles gesagt.
Hell is what I want, hell is what I get
Auch die nun folgenden „Bleed For Me“ und „And So Is Life“ etablieren diesen urtypischen DISMEMBER-Stil eindrucksvoll. Es muss nicht immer Vollgas sein, aber es geht stets vorwärts, „Like An Ever Flowing Stream“ eben. Die Band war maßgeblich daran beteiligt, genau diese Art von Death Metal weltweit zu etablieren. Und im Gegensatz zu den Kollegen von ENTOMBED setzten DISMEMBER noch mehr auf markante Melodien, die bis heute kaum wieder so zelebriert worden sind.
Die Quasi-Bandhymne „Dismembered“ glänzt dann gleich zu Beginn mit einer Melodie zum Niederknien, besser geht es echt kaum. Die Vorliebe der Band für lupenreinen Heavy Metal blitzte hier erstmals so richtig auf und sollte auf allen folgenden Alben noch des Öfteren ganz gekonnt zum Tragen kommen. Dann aber prügelt die Band los, als sei ihnen der Teufel höchstpersönlich auf den Fersen. Und sofort geht es weiter im Auf-die-Fresse-Modus mit einem der Band-Klassiker schlechthin, „Skin Her Alive“. Einfach nur brutal auf die Zwölf und auf den Punkt, Hammer.
„Sickening Art“ ist dann vielleicht der unspektakulärste Song auf dieser Mörder-Scheibe, und dennoch verdammt nah dran an hohen Weihen. Das Niveau ist für ein Debüt wirklich atemberaubend hoch.
Der gesprochene Albumtitel leitet schließlich das große Finale ein und beschert uns nochmal eine Hymne mit nahezu allen Facetten. Die geniale düster-hymnische Einleitung, dann die schrittweise Beschleunigung auf Betriebstemperatur, unterlegt von feinen Soli und Melodien, und schließlich wieder Vollspeed. Auch „In Death‘s Sleep“ ist nochmal einfach nur herrlich!
Ashes to ashes, dust to death
Im Jahre 2008 wurde dieser Klassiker in seiner gesamten Pracht beim Party.San dargeboten. Das man da eine halbe Stunde lang meterdicke Gänsehaut am gesamten Körper hatte, brauche ich wohl kaum extra erwähnen, Wahnsinn. Die Auflösung der Band 2011 war sicher einer der größten Verluste für die gesamte Szene. Gewisse Nackenwirbel schmerzen nur wegen DISMEMBER schon seit über einem Vierteljahrhundert.
„Like An Ever Flowing Stream“ ist vom messerscharfen prägnanten Eröffungsriff bis zum letzten Ton nahezu perfekt. DISMEMBER feuern Hits am Fließband in die dürstende Meute, ohne irgendwelche Ausfälle. Daher können viele Death-Metal-Fans die meisten Titel im Schlaf mitsingen. Da kann man sich Daniel Ekeroth (Autor des Klassikers „Schwedischer Death Metal“) einfach nur anschließen: „Völlig unglaublicher, primitiver und ultrabrutaler schwedischer Death Metal der alten Schule. Gehört zu den Alben, die in jede Sammlung gehören.“ Amen, rest in hell!
Eine gute Platte. Dies unbenommen, ist mir allerdings bis heute nicht klar warum ihr diese Ausnahmestellung beigemessen wird. Dass Leads und Soli nie wieder so gelingen sollten lag natürlich in erster Linie am Mitwirken von Nicke Andersson, der hier einen wirklich tollen Job abliefert. Nicht zuletzt deshalb liefen Dismember ihrem Erstling danach stets hinterher und sollten nie wieder dessen Güteklasse erreichen. Es überrascht also nicht, dass Like an… hier besprochen wird. Mehr freuen würde ich mich allerdings über Besprechungen von Depressive Age, Anacrusis und vergessenen, respektive zu Unrecht verschmähten Perlen wie Forbiddens „Distortion“. Nur mal so… am Rande… quasi… Stasi. Entschuldigung.
Klassiker, Punkt! Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Gehört in jede gut sortierte Sammlung.
Dieser unverwechselbare Sound und das Gespür für derbe trotzdem eingängige Melodien, herrlich.
Absoluter Klassiker. Werde ich mir gleich mal wieder nach vielen Jahren anhören.
perfect
Werden in der Tat sehr viele gute alte Death Metal Platten re-releast dieser Tage.’Like an everflowing stream‘ gehört in eine Liga mit ‚Left Hand Path‘, ‚Alters Of Madness‘ und sämtlichen Bolt Thrower Scheiben. Fein!
Klassiker, höre ich mir heute immer noch an. Einen der wenigen.
„Dass Leads und Soli nie wieder so gelingen sollten lag natürlich in erster Linie am Mitwirken von Nicke Andersson“
Seh ich nicht so. Diese ikonischen hoch-melodischen shreddy NWOBHM-y Soli, die auf allen Nachfolgern zu hören sind und auch hier auf „Override of the Overture“, sind keinen Deut schlechter als Nickes eher rockig-sleaziger (wenn man das so sagen kann und verallgemeinern kann) Approach, eher im Gegenteil, weil genau dieser Stil eher der ist, den sich später Bands wie Intestine Baalism, Entrails oder heuer Imperishable zum Vorbild genommen haben und rückblickend klar als Dismember-Einfluss eingeordnet werden kann.
Die Platte ist, um das Wort nochmal verwenden zu können, absolut ikonisch, roh und punky af, schnell und auf den Punkt, und haben damit die Regeln für den Sweadeath maßgeblich mit festgelegt. Getoppt wurde das ganze danach nur noch von der „Indecent & Obscene“ und später nochmal von der „The God That Never was“(die im übrigen seit Oktober als Reissue wieder regulär im Handel ist, nachdem man die Jahre lang nur zu absoluten Mondpreisen bekommen hat). Ikonische 9,5.