Disinfect - Screams Of Pleasure

Review

Acht Jahre ist es mittlerweile her, dass die Ludwigsburger DISINFECT ihr Debütalbum „Beinspender“ veröffentlicht haben. Ganz weg vom Fenster war die Band in der Zwischenzeit zwar nicht, Auftritte in halb Europa sprechen für sich, häufige Besetzungswechsel haben es den Mannen um Mastermind Chris aber auch nicht gerade einfach gemacht.
Doch jetzt, sozusagen pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum, machen die Jungs sich und den Fans ein Geschenk, in Form der neuen Scheibe namens „Screams Of Pleasure“.

Wer DISINFECT kennt, weiß natürlich, was ihn erwartet. Kein MANOWAR-Metal, wie es der Titel des Zweitwerks andeutet, nein, die Schwaben stehen für brutalen Death Metal, wie man ihn sonst hauptsächlich aus den USA kennt.
Ohne große Umschweife holzt man also auch auf dem neuen Output los. Sofort fallen einem die Markenzeichen der Band, technisches Gitarrenspiel und sautightes Megablastdrumming auf. Hier kann die Band aus dem Ländle locker auf internationaler Ebene mithalten – getreu dem Motto: Wir können alles außer Hochdeutsch…
Leider bewegt sich der Opener „Casket Born“ kompositorisch noch nicht ganz auf diesem hohen Level, spieltechnisch gibt es nichts zu bemängeln, besonders eigenständig oder abwechslungsreich ist er aber auch nicht. Doch das ändert sich schnell, da sich DISINFECT mit den folgenden Tracks immer mehr steigern. Eigene, zum teil recht ausgefallene Ideen, die man so vielleicht nicht erwarten würde, werden eingebracht, immer wieder gibt es Wechsel zwischen Groove- und Blastparts und auch Soli lassen sich in den Songs finden. Zwar wurden diese von einer „externen Kraft“ (und zwar von Roger Kirchner von APOPHIS) eingespielt, macht aber nix, was zählt ist das Ergebnis.
Als besonderes Schmankerl, quasi als Gipfel der Experimentierfreude, tönt der passend betitelte Song „Nordic Thunder“, im Mittelteil ziemlich Black-Metal-mäßig aus den Boxen. Aufgrund der Geschwindigkeit und der fiesen, klirrenden Gitarrenläufe werden mit diesem Track Erinnerungen an DARK FUNERAL geweckt. Gesangstechnisch nähert man sich den schwedischen Schwarzheimern zwar nicht an (wie es sich für diesen Musikstil gehört, bleibt es bei richtig tiefen Growls), trotzdem überrascht dieses Lied mit seiner unerwarteten Wendung.

Mit „Screams Of Pleasure“ haben DISINFECT ein Album abgeliefert, welches internationale Vergleiche nicht scheuen muss. Bestimmt gibt es originellere Musik, doch man merkt, dass sich die Band Mühe gibt, eigenständige Details zu kreieren. Dies und der spieltechnische Standard müssen einem einfach Respekt abnötigen, auch wenn der dargebotene Stil nicht zu 100 Prozent den eigenen Geschmack trifft. Und davon abgesehen: Brutal-Death-Metal-Freaks haben auch schon wahrlich schlechteres Futter vorgesetzt bekommen.

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04.06.2009

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